„Aufs Gwissen wird gschissn”
MARKETING & MEDIA Redaktion 17.03.2023

„Aufs Gwissen wird gschissn”

Hitlergruß oder Herabwürdigung von Migranten durch Regierungspolitiker – anything goes.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

PARDON. Gleich zur Klärung – der Sager im Titel ist nicht von mir, sondern von der ÖVP-Abgeordneten Maria Großbauer, die diesen „lustigen” Spruch ihrer Oma in einem ORF-„Seitenblicke”-Beitrag als Lebensmotto der Oma preisgab.

Und auch wenn er jetzt hoffentlich nicht im direkten Zusammenhang mit ihrer Einstellung zur eigenen politischen Arbeit steht, beschreibt er die derzeitige Stimmungslage im Land unabsichtlich mehr als gut.

So brach in Niederösterreich die ÖVP die Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ ab, weil die Roten Dinge wie eine kostenlose Ganztagsbetreuung im Kindergarten, eine Job-Garantie für Langzeitarbeitslose oder ein Demokratie-Transparenzpaket forderten. Landeshauptfrau Mikl-Leitner nannte die Forderungen „bewusst unüberwindbare Hürden” – und wandte sich der FPÖ zu.

Jener FPÖ, in der führende Parteivertreter stolz den Hitlergruß zeigen, Probleme mit Nazi-Liederbüchern haben, dafür aber Erdbebenopfern in der Türkei die Hilfe verweigern wollen. Alles kein Problem, wie es scheint. Es geht um den Machterhalt – egal, welchen Preis man als Demokratie dafür bezahlt.
Indirekt Schützenhilfe bekommt die ÖVP Niederösterreich durch den Bundeskanzler, der in einer Rede von der Einwanderungspolitik Österreichs in den 60ern und 70ern von einem „Fehler” spricht.

Menschen, die zu Billiglöhnen jene Jobs gemacht haben, die die Österreicher nicht machen wollten oder gar nicht da waren, weil es zu wenig Arbeitskraft gab – und ohne deren Nachkommen heute der Handel, der Tourismus oder der Pflegesektor nicht aufrechtzuerhalten wären, sind für den Bundeskanzler also ein „Fehler”.

Der Autor dieser Zeilen, dessen Eltern Anfang der 1970er nach Österreich kamen und bis zur Pension keinen Tag arbeitslos waren, gehört übrigens auch zu diesem Fehlerhaufen des Kanzlers.

Aber einen kleinen Trost gab es diese Woche: Nach einem öffentlichen Aufschrei gibt jetzt RTL2 dem Corona-Schwurbler Michael Wendler doch keine eigene Reality-Show. Na immerhin.

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