••• Von Laura Schott
WIEN/LIMA. Zehn Jahre nach Kriegsende von Familienunternehmen aus der ganzen Welt gegründet, dient der FIBEP (Fédération Internationale des Bureaux d’Extraits de Presse) World Media Intelligence Congress dem Austausch in der Medienbeobachtungsbranche und dem Verbringen einer guten Zeit unter meist schon altbekannten Kollegen gleichermaßen.
Wenn sich die Mitglieder des FIBEP im Spätherbst zu ihrem jährlichen Kongress zusammenfinden, kann es also schon einmal vorkommen, dass bis spät nachts zusammen an der Bar gesessen wird – wie 2015, als der Verband in seiner Heimatstadt gastierte, erinnert sich Florian Laszlo, Geschäftsführer von Observer und bis vor Kurzem Generalsekretär des FIBEP: „Die Mitarbeiter des Intercontinental können sich bis heute daran erinnern, dass die Bar spätabends noch nie so voll war, als wie der FIBEP-Kongress dort stattfand”, erzählt er und spricht vom „FIBEP-Spirit”, der den Verband eben ein bisschen anders mache als andere – und vor allem die internationale Zusammenarbeit in der Branche erleichtere. Und die ist in Zeiten der zunehmenden Anpassung einst sehr unterschiedlicher Medienmärkte wichtiger als je zuvor. Das zeigte ein Schwerpunkt des diesjährigen FIBEP-Kongresses, der in Lima stattfand und unter anderem die Besonderheiten des lateinamerikanischen Kommunikationsmarkts beleuchtete – der gar nicht so viel anders ist, als man vielleicht vermuten würde, sagt Laszlo.
Social Media als Gleichmacher
„Die Digitalisierung führt dazu, dass sich die Geschwindigkeiten und Effekte der einzelnen Märkte sehr stark anpassen. Die verfügbare Technologie und vor allem auch Social Media sind Gleichmacher auf globaler Ebene, was die mediale Entwicklung betrifft.” Mit dem Stichwort Social Media setzte sich auch Jonathan Taplin in seiner Keynote auseinander. Taplin, einst Tourmanager von Bob Dylan und erfolgreicher Filmproduzent, ist heute Universitätsprofessor und berät EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Sachen Facebook – und das durchaus kritisch, vor allem ob etwaiger Monopoleffekte.
Für die Medienbeobachtungsbranche ein hochinteressantes Thema, sagt Laszlo, da sich daraus direkte Verbindungen zur Medienresonanzanalyse ergeben. Denn was dem Unternehmen ein Posting tatsächlich bringt, ist die Frage, die die Kunden beschäftigt. Doch um diese Frage zu beantworten, muss man sie in Relation dazu stellen, für wen Facebook eigentlich was bedeutet. Denn: „Über den Ansatz, dass mein Posting gut ist, wenn es von so und so vielen Menschen gesehen worden ist, sind wir in der qualitativen Analyse schon weit hinaus.”
Frage nach der Visualisierung
Einen weiteren Schwerpunkt des FIBEP World Media Intelligence Congress stellte das Thema Visualisierung von Medienresonanz dar – die Frage, wie man dabei Komplexität reduzieren kann, ohne das Ergebnis zu verfälschen oder missverständlich zu machen, beschäftigt Medienbeobachter auf der ganzen Welt. Und sie alle haben dazu ihre eigenen Datenbanken und Oberflächen entwickelt, erklärt Laszlo, denn verschiedene Märkte würden unterschiedlich ticken, Kommunikation werde in einem Land anders verstanden als in anderen.
Klein, aber vielschichtig
In Österreich etwa sei man in der Diskussion rund um das Thema Werbewert und der Frage nach der Bewertung von Kommunikationserfolg im internationalen Vergleich schon sehr weit. Weniger weit sei man hingegen in der Umsetzung, sagt Laszlo: „Es ist ein kleiner Markt, man kennt seine ‚Pappenheimer'. Man verlässt sich in Österreich immer noch sehr stark auf das Bauchgefühl und glaubt, dass das hier noch funktioniert. Unsere Daten sagen aber etwas anderes.”
Es brauche auch hierzulande einen datengetriebenen Zugang, denn Österreich ist zwar klein, aber vielschichtig. Das Datengeschäft berge genau aus diesem Grund in Österreich aber wiederum strukturelle Nachteile, denn aufgrund der Skalierungseffekte sei dieses in Österreich in Relation immer teurer als in größeren Märkten, erklärt Laszlo: „Wenn ich die Ergebnisse eines 8- und eines 18-Millionen-Marktes verarbeite, strukturiere und darstelle, dann ist der Aufwand nicht 1:10, sondern vielleicht 1:2. Dafür sind wir hier schlanker und schlauer aufgestellt, weil wir genau aus diesem Grund gezwungen sind, effizienter zu arbeiten.”
Der Umgang mit Fake News
Ein Thema, das die Teilnehmer der FIBEP-Kongress noch lange nach ihrer Abreise aus Peru beschäftigen wird, ist der Umgang der Medienbeobachtung mit Fake News. Eine „kleine, aber bedeutende Veränderung” sei in diesem Bereich die Tatsache, dass es heute nicht mehr reiche, für konkrete Kunden Fake News zu identifizieren, sondern vorab eine Generalprüfung dahingehend durchgeführt werden müsse, was geschrieben wird und was davon richtig und was falsch ist.
Florian Laszlo freut sich in der Zwischenzeit, sein Amt nach fünf erfolgreichen Jahren an seine Nachfolgerin Magdalena Horanska weiterzugeben.