••• Von Dinko Fejzuli
Vor nicht ganz einem Jahr, im April 2023, hieß es bereits in einer ORF.at-Schlagzeile „Kurier-Verlag: Sparmaßnahmen und Personalabbau”. Damals, noch unter Geschäftsführer Thomas Kralinger, kündigte man an, sich im Zuge eines Personalabbaus von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgrund der wirtschaftlich angespannten Lage trennen zu müssen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte der Kurier rund 200 redaktionelle Kolleginnen und Kollegen. Damals nannte Kralinger unter anderem die Kollektivvertragserhöhungen, aber auch das kostenlose Textangebot auf ORF.at als nur zwei von mehreren Herausforderungen, die zu den personellen Sparmaßnahmen geführt hätten.
Nun, im Februar 2024, muss der Kurier personell nochmals den Gürtel enger schnallen. Seit Jahresbeginn neuer Kurier-Geschäftsführer, verkündete Richard Grasl am Mittwoch dieser Woche der Mannschaft bei einer Versammlung neue Sparmaßnahmen, von denen gut 40 Kolleginnen und Kollegen der insgesamt 175 Redakteurinnen und Redakteure betroffen sein würden.
Neuer Chefredakteur
Grasl kündigte auch für die Chefredaktion einen Wechsel an: Martina Salomon, seit sechs Jahren an der redaktionellen Spitze des Kurier, wird neue Herausgeberin. Ihr folgt Martin Gebhart, bisher Leiter der Kurier-Innenpolitik, als neuer Kurier-Chefredakteur nach.
Seine neue Aufgabe als Kurier-Chefredakteur beschreibt Gebhart wie folgt: „Mein Auftrag ist es, den Kurier so wie bisher als Qualitätszeitung mit starker regionaler Verankerung in unseren Kerngebieten Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und den großen Ballungszentren in den anderen Bundesländern zu führen.”
Die Installierung von Martina Salomon als Herausgeberin der Tageszeitung ist durchaus ein Novum, war bisher doch laut Impressum die Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH Herausgeber der Tageszeitung.
Änderungen gibt es auch bei der Kurier Romy-Gala, dem wichtigsten Fernsehpreis des Landes. Diese findet, wohl auch aus Spargründen, heuer ohne Gala als reiner TV-Event statt. Wie genau die Romy 2024 aussehen soll, daran werde aktuell gearbeitet, war zu hören.
Ab 2025 werde die Romy-Gala evaluiert und in veränderter Form fortgesetzt, hieß es aus dem Medienhaus.
Die Gründe für die aktuellen Sparmaßnahmen sind vielfältig, und den Personalabbau bezeichnet Grasl als „sehr bedauerlich, jedoch notwendig, um für den Kurier eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft abzusichern” – in den kommenden Tagen werden Gespräche mit den betroffenen Personen geführt. Mit dem Betriebsrat wurde bereits ein umfassender Sozialplan erarbeitet, der bis zum Ende des Jahres 2024 gilt.
Das Kostensenkungsprogramm betreffe das ganze Kurier Medienhaus, die Kündigungen konkret die Redaktion, so Grasl gegenüber der Austria Presse Agentur. Auf APA-Nachfrage, ob das Kostensenkungsprogramm Abstriche in der Berichterstattung bedeutet, versicherte Grasl, dass man weiterhin „unser Bestmögliches in der Berichterstattung” geben werde.
„Der Kurier steht für qualitativ hochwertigen Journalismus”, so der Geschäftsführer. Die neue Chefredaktion werde „in einer neuen Struktur” daran arbeiten, das gewohnte qualitative Niveau zu gewährleisten. Man befinde sich zwar erst am Beginn einer Transformation, aber die Einstellung von Printausgaben an gewissen Tagen sei derzeit nicht geplant, so Grasl.
Salomon: „Aktive Rolle”
Zu den nun kommenden Änderungen meint die neue Kurier-Herausgeberin: „Ich freue mich sehr auf meine aktive Rolle als Herausgeberin, in der ich das Kurier-Medienhaus in einer neuen Phase unterstützen kann. Mit Martin Gebhart habe ich einen erfahrenen Kollegen als Chefredakteur an meiner Seite, mit dem ich seit mehr als fünf Jahren ausgezeichnet zusammenarbeite.
Salomon agierte seit 2018 als Kurier-Chefredakteurin. Beim Kurier selbst ist sie seit 2010. Zunächst als stellvertretende Chefredakteurin an Bord, wurde sie im Jahr 2012 zusätzlich Wirtschaftsressortleiterin.
Vor dem Kurier war Salomon bei Presse und Standard beschäftigt.
100.000 Verkaufsauflage
Der Kurier hat mit über 100.000 Stück laut Österreichischer Auflagenkontrolle die drittgrößte Verkaufsauflage aller Tageszeitungen im Land. Nur Kronen Zeitung und Kleine Zeitung setzen mehr ab.
Und die aktuellen Zahlen der Media-Analyse weisen dem Kurier eine Print- und ePaper-Reichweite in Höhe von 5,4 Prozent und damit insgesamt 17.000 Personen aus.
Die Onlineseite kurier.at kam 2023 auf rund 2,6 Mio. Unique User und damit 36,5% der Web-aktiven Bevölkerung.