„Chance, Geschichten ganz neu zu erzählen”
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MARKETING & MEDIA Redaktion 20.10.2023

„Chance, Geschichten ganz neu zu erzählen”

Florian Streb, Egger & Lerch, über die 2024 in Kraft tretenden EU-Nachhaltigkeitsberichtspflichten.

••• Von Sascha Harold

Die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU wurde Ende 2022 veröffentlicht und legt neue Standards im Bereich Nachhaltigkeit fest. Der wohl wichtigste Punkt: Für große Unternehmen gibt es künftig eine umfassende Berichtspflicht zu Nachhaltigkeitsthemen wie Umweltrechte, Soziales, Menschenrechte oder auch Governance-Faktoren.

Für Unternehmen, auf die bereits die zuvor geltende Richtlinie zur Anwendung kam, treten die neuen Pflichten bereits ab 2024 in Kraft, für alle anderen ab 2025. Direkt betroffen sein werden in Österreich zwar „nur” etwa 2.000 Unternehmen, indirekt sind aber etwa auch Lieferanten betroffen, weil Nachhaltigkeitsfaktorn entlang der Lieferkette berücksichtigt werden müssen.
Florian Streb ist Agenturleiter bei Egger & Lerch, einer Wiener Corporate Publishing-Agentur, die sich bereits seit Längerem unter anderem mit Nachhaltigkeitsberichterstattung beschäftigt. Seine Einschätzung zum Thema: „Ein Trend, den wir bereits seit mehreren Jahre verfolgen, ist, dass Unternehmen sich stärker mit ihrer Nachhaltigkeitskommunikation befassen. Durch die CSRD, die EU-Richtlinie für Nachhaltigkeitsreporting, merkt man hier noch einmal einen zusätzlichen Schub”, so Streb.

Greenwashing ade

Die neue Richtlinie legt einheitliche Standards und formelle Aspekte fest, denen Nachhaltigkeitsberichte künftig genügen müssen. Das bedeutet einerseits zusätzlichen Aufwand, kann andererseits aber als Chance für das Erzählen von Geschichten genutzt werden. „Viele Unternehmen, die sich verstärkt mit Nachhaltigkeit befassen, bemerken, was es in dem Bereich eigentlich für Geschichten zu erzählen gibt”, erzählt Streb. Dass sei eine Chance, um auch Stakeholdern zu vermitteln, welche Arbeit in diesem Bereich bereits gemacht werde.

Die CSRD verstärkt diese Tendenzen noch einmal. „Es ist künftig nicht mehr möglich, sich einzelne Bereiche herauszupicken, denn die Berichtspflicht umfasst künftig alles, was in irgendeiner Form Einfluss auf Nachhaltigkeit hat”, so Streb. Grundlage dafür eine Wesentlichkeitsanalyse, im Zuge derer sich Unternehmen darüber Gedanken machen müssen, welche Teile ihres Geschäfts nachhaltigkeitsrelevant sind. „Greenwashing wird durch die neue Richtlinie nicht mehr so leicht möglich sein”, fasst Streb zusammen.

Geschichten erzählen

Grund genug also, das Thema ernst zu nehmen und in der täglichen Kommunikationsarbeit einzusetzen. Bei Egger & Lerch will man sich auf die Nachfrage nach Storytelling fokussieren. „Wir wollen uns vor allem der journalistischen Aufbereitung des Contents widmen und hier auf multimediale Konzepte setzen, mit denen wir Themen auf verschiedenen Kanälen ausspielen können”, so Streb. Die neue Berichtspflicht könnte schon durch die bloße Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit dazu führen, dass potenzieller Content in diesem Bereich entsteht. „Wir sehen unsere Rolle und Chance darin, diese Inhalte für verschiedene Kanäle und Zielgruppen attraktiv aufzubereiten. Unternehmen können dabei von Synergieeffekten profitieren: Wenn schon Daten erhoben werden müssen, kann man sie auch gleich für schöne Geschichten nutzen.”

Auch einen interessanten neuen Kanal für diese Geschichten schafft Egger & Lerch: Das Magazin Loop, das erstmals im Dezember als Beilage zum Standard erscheint und sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Zwischen den redaktionell unabhängigen Beiträgen können Firmen mit Advertorials ihre Leuchtturmprojekte präsentieren. Darüber hinaus hat die Agentur bereits umfassende Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und entsprechende Projekte unter anderem für die Hypo NÖ, die Vienna Insurance Group oder Mam Babyartikel umgesetzt. Für klimaaktiv setzt Egger & Lerch ein Online-Magazin um.

Raus aus den Silos

Wird die neue Richtlinie also substanziell etwas ändern? Oder werden Wege gefunden, sie zu umgehen? Für ersteres Szenario spricht, dass viele Pflichten in der neuen Richtlinie sehr konkret festgelegt sind. Das betrifft etwa das Format der Berichte, eine unabhängige Prüfung durch eine zertifizierte Stelle oder die erwähnte umfassendere Berichtspflicht. Auch von Konsumentenseite nimmt der Druck in Richtung Nachhaltigkeit zu, es könnte also sein, dass die CSRD ein weiterer Puzzlestein hin zu mehr Nachhaltigkeit sein wird.

Doch schon die bloße Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts kann positive Auswirkungen haben. „Eine Organisation kann schon dadurch profitieren, dass so ein Bericht etwas ist, an dem alle Abteilungen beteiligt sind – auch solche, die sich mit dem Thema noch nicht befasst haben. Abputzen auf Nachhaltigkeitsverantwortliche geht künftig nicht mehr”, erläutert Streb. So eine gemeinsame Arbeit an einem Projekt könne unternehmensintern durchaus positive Effekte haben und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.
Bei Egger & Lerch will man auf dieses Thema jedenfalls auch in Zukunft setzen. Darüber hinaus stehen einige Portfolio-Verbreiterungen an. „Wir wollen das, was wir bereits gut können, auf mehrere Mediengattungen ausweiten. Wir können hier bereits einige Erfolge verbuchen und haben erste Websites und Newsletter umgesetzt”, führt Streb aus.

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