Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
ERBSENZÄHLER? Den überspitzten Satz „Die dürfen nicht mal Bleistifte bestellen, ohne vorher den Controller in London zu fragen” hab ich in den letzten Jahren nicht nur ein Mal im Gespräch mit heimischen Agentur-Managern gehört. Meist ging es um Kolleginnen und Kollegen aus Netzwerkagenturen, deren Bosse nicht in Wien, sondern in Düsseldorf, Berlin, London oder New York sitzen und deren Controller eben alles ganz genau wissen und angeblich bis ins letzte Detail kontrollieren wollen.
Überlasst die Medien nicht den Controllern
In die selbe Kerbe schlug diese Woche auch der ehemals höchst erfolgreiche und dann tief gefallene Medienmanager Thomas Middelhoff, als er gegen Schluss seiner Keynote bei den diesjährigen Medientagen meinte, man dürfe die Führung von Medien und Verlagen nicht den Controllern überlassen, denn sie seien eben keine Medienmanager.
Das ist durchaus erstaunlich zu hören – gerade von so jemandem wie Middelhoff, der ja selbst weit weniger von verlegerischem Denken als von Zahlen getrieben gewesen sein dürfte, als er an der Spitze von Bertelsmann und Co. gestanden war.
Um so begrüßenswerter finde ich seine Einsicht, vor allem jene, als er meinte, Medienhäuser würde man nicht – ich interpretiere jetzt sein Gesagtes etwas frei – dadurch effizienter machen, indem man an der Kostenschraube Journalistinnen und Journalisten drehe. Und in der Tat: User würden eine Website nur mit Text, aber ohne Werbebanner besuchen und auch ein Magazin mit vielen Artikeln, aber ohne Inserate kaufen. Umgekehrt würde es wohl eher düster aussehen.
Ich bin aber auch nicht naiv, um nicht zu wissen, dass guter Journalismus auch finanziert werden muss, und dazu braucht es eben beides: relevante Inhalte und eine erfolgreiche Erlösstrategie. Das Problem ist aber nur, dass Controller Journalistinnen und Journalisten oft nur als lästige Kostenstelle sehen, die möglichst zu vermeiden ist.