••• Von Josephine Wolfram
WIEN Die Wiener Werbeagentur brandfan betreut schon seit sehr vielen Jahren Konzernkunden unterschiedlicher Branchen und kommuniziert für Consumer-Marken wie auch für Banken oder wissenschaftliche Organisationen.
Unterschiedliche Projekte
Besonders aktiv ist brandfan im Medizin- und Pharmabereich, wo die Agentur von der Awareness-Kampagne bis zu Fortbildungen, Kongressen und Product Launches unterschiedlichste Projekte umsetzt.
Im Interview spricht Geschäftsführerin Katharina Nirtl über die Herausforderungen der Pandemie, die schnelle, aber aufwendige Umstellung auf Hybrid-Veranstaltungen und die Stimmung in der Agentur.
medianet: Frau Nirtl, Sie sind auch im medizinischen Bereich aktiv und vertreten dort viele Kunden. Wie ist, gerade in Pandemiezeiten, die Stimmung bei Ihnen in der Agentur?
Katharina Nirtl: Ich kann sagen, dass es uns geschäftlich nicht negativ getroffen hat. Das liegt aber vermutlich daran, dass wir gleich von Beginn der Pandemie an unser Leistungsspektrum vermehrt in die Online-Richtung umgebaut und uns somit schnell der neuen Situation angepasst haben.
Natürlich wurden manche Meetings, die ursprünglich live geplant waren, kurzfristig zu Hybrid- oder Online-Meetings. Das hat uns aber, nachdem wir es von Anfang an einkalkuliert haben, geschäftlich nicht wehgetan; es hat uns aufgrund der Mehrstunden maximal noch mehr herausgefordert. Das ist aber ohnehin eines unserer Spezialgebiete: dass wir kein großer Tanker sind, der sich langsam bewegt, sondern dass wir bei einem schnellen Anforderungswechsel unserer Kunden sofort in ein anderes Szenario switchen können.
medianet: Sie führen viele Aufträge im Below-the-line-Bereich durch, organisieren Fortbildungen, Verkaufspräsentationen, kleinere virale Kampagnen. Lässt sich mit Hybrid-Meetings und -Veranstaltungen aus Agentursicht vom Deckungsbeitrag das Gleiche verdienen wie live?
Nirtl: Der Aufwand ist, gerade bei Hybrid-Meetings, der doppelte. Wenn man das vernünftig und seriös plant, dann sind es zwei parallel laufende Szenarien – etwas, das vielen nicht klar ist. Das kann man nicht einfach als ‚copy-paste' aufziehen. Jedes Szenario hat eine andere Dramaturgie und Anforderungen. Die Awareness dafür, dass es eben zwei unterschiedliche ‚Welten' sind, ist bei manchen Auftraggebern mehr, und bei manchen weniger gut ausgeprägt. Aber ich kann sagen, dass unsere Kunden mit der Zeit tiefere Einblicke gewonnen haben und das Verständnis dafür größer wurde. Aber grundsätzlich kann man natürlich – auch, wenn man zwei Events in einem plant – nicht das Doppelte verlangen.
medianet: Zusammengefasst kann man also sagen: Es kommt mit Verzögerung das Gleiche heraus wie vorher, nur muss man seitens der Agentur eineinhalb bis zweimal mehr Arbeit hineinstecken …
Nirtl: Das ist wunderbar zusammengefasst, aber ich sehe das Ganze trotzdem positiv. Was auch ein wichtiger Faktor ist: Es gibt viel mehr kurzfristige Aufträge, die es vorher in reinem Live-Szenario so gar nicht gegeben hätte – schon, weil der Vorlauf für manche Dinge weitaus kürzer ist.
Ich spreche hier weniger aus agenturplanerischer Sicht, sondern eher, was die Zugänge der Kunden angeht. Dieses kurzfristige ‚Wir schieben jetzt ein Meeting ein', das gab es früher seltener. Insofern ist es jetzt so, dass man mehr Veranstaltungen umsetzen, kann – aber gleichzeitig weniger gut planen kann. Nicht nur aufgrund von wechselnden Vorgaben und Terminverschiebungen, sondern einfach aufgrund der Kurzfristigkeit der Branche und der geringer werdenden Vorlaufzeit.
medianet: Krisen sind in der PR und in der Below-the-line-Szene auch ein guter Neukundenmotor. Wie war das bei Ihnen?
Nirtl: Bei uns ist es ohnehin so, dass wir weitergereicht und empfohlen werden. Ich habe schon gemerkt, dass gerade jetzt, wo plötzlich ganz neue Herausforderungen zu meistern waren, viele Kunden doppelt froh waren, zu wissen, dass uns so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Und diese Vertrauensbasis, die immer schon der Motor unserer Brand war, ist noch wichtiger geworden.
medianet: Bei vielen hat die Pandemie auch zum Mitarbeiterabbau geführt. Sind Sie stabil geblieben?
Nirtl: Ja, wobei sich natürlich auch bei uns gewisse Rollen oder Inhalte verschoben haben. Es gibt Mitarbeiter, die digital mehr gefordert sind, und das hat auch zu Umstrukturierungen geführt. Insgesamt, vom Head Count her, bleiben wir aber stabil.
Was sich aber extrem geändert hat, sind die flexibleren Modelle wie Homeoffice, die ich aber sehr begrüße. Denn jeder, der selbstständig ist, weiß, dass Ortsfestigkeit nicht mit Produktivität verbunden ist – zumindest nicht bei uns brandfans.
medianet: Zum Schluss: Wenn Sie sich zurückerinnern an die letzten Monate, was hat Sie ganz persönlich geprägt?
Nirtl: Mir sind vor allem die Hybrid-Events sehr gut in Erinnerung geblieben. Warum? Weil das eine ganz besondere Stimmung war. Weil nach einer langen Phase reiner Online-Events alle viel mehr zu schätzen wussten, dass man sich wieder sehen darf.
Gott sei Dank haben auch unsere Kunden den Qualitätsanspruch gehabt, im Herbst sehr spezielle Veranstaltungen umzusetzen und sich daran zu erfreuen. Das waren zum Teil große Jubiläumsveranstaltungen, aber auch Fortbildungsserien, die ganz stark auf diesen Networking-Charakter und eine Feelgood-Atmosphäre gesetzt haben. Für diese Atmosphäre brennen wir, weshalb ich unsere Hybrid-Events, die auch parallel an mehreren Standorten stattgefunden haben, um eine niederschwellige Teilnahmemöglichkeit für alle zu bieten, in besonders guter Erinnerung halte.