Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ALLES GUTE. Die Inflation ist im Oktober auf 5,4 Prozent gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Jänner 2022 (!). Inflation sei „eine Vermögenssteuer für Arme”, sagt der französische Ökonom und Autor Thomas Piketty, der eben erst seitens der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Uni Wien mit der Oskar-Morgenstern-Medaille ausgezeichnet wurde.
Zur Finanzierung der Covidhilfen, so Piketty, ließen die Staaten Unmengen Geld drucken, anstatt einen höheren Beitrag von Wohlhabenden einzufordern. Die entstandene Last müssten nun einkommensschwächere Schichten schultern; ergo „Vermögenssteuer für Arme”. Schon davor hatte Piketty den Cantillon-Effekt in die Debatte eingebracht: Eine erhöhte Geldmenge verteilt sich nicht automatisch auf alle Bereiche einer Volkswirtschaft. Sie klumpt im Bankensektor, in staatsnahen Unternehmen, in politisch begünstigten Gruppen. Erst dann tröpfelt sie in die restliche Volkswirtschaft – und kommt in ärmeren Nischen und Ecken erst gar nie an. Bei wirklich allen kommen nur die gestiegenen Preise an. Dass die Preise jetzt wieder eine geringere Flughöhe annehmen, verbuchen wir jetzt also unter „Erfreuliches”.
Gute Nachrichten kommen auch von einer nicht nur für ein Fachmedium für Marketing & Sales wichtigen Seite: Der September, so die aktuellen Daten der Media Focus Research, schloss im Bereich der klassischen Werbung endlich wieder mit einem, wenn auch zarten, Plus ab, nach 15 Monaten kontinuierlichen Rückgangs. (Lesen Sie mehr dazu auf Seite 9.)
Und: Das BIP ist zwar im 3. Quartal neuerlich leicht gesunken, wozu der Rückgang in Industrie- und Baukonjunktur maßgeblich beitrug. Aber: Auch in diesen Sektoren zeichnet sich eine Trendwende ab. Der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria zeigt den besten Wert seit einem halben Jahr an.
Alles fein? Nein, aber es wird milder. In einem Land, das mit der Empfehlung des Regierungschefs „Alkohol oder Psychopharmaka” konfrontiert ist, sollten, nüchtern betrachtet, auch Spatzen in der Hand zwischendurch geehrt werden.