Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
TENDENZEN. Eine „Neigung zu Kritik und Skepsis gegenüber Wissenschaft und Demokratie” bescheinigt eine aktuelle Studie des IHS den Österreichern. Das Phänomen sei aber „nicht so ausgeprägt wie oftmals angenommen”, ein Großteil sei der Wissenschaft und Demokratie gegenüber positiv eingestellt. Und: Österreich sei im Vergleich mit den EU-Nachbarn „nicht unter den besonders wissenschaftsskeptischen Ländern”. Das überrascht. Nicht, weil es verwundert, dass Wissenschaft und Demokratie hierzulande eh grad so halbwegs akzeptiert werden, sondern weil die politmediale Debatte demgemäß, zumindest zeitweise, auf eine recht enge Wählernische fokussiert.
Zur Präzisierung: Abgefragt wurden beim Thema Wissenschaft nicht Schleifenquantengravitation und neue Leitlinie zur Herzinsuffizienz, sondern Aussagen zum Klimawandel („zum Großteil durch natürliche Zyklen und nicht durch menschliches Handeln”), Evolution („Mensch hat sich aus früheren Tierarten entwickelt”), Viren („wurden in staatlichen Laboren erzeugt, um unsere Freiheit zu kontrollieren”) und Krebs-Heilmittel („gibt es, werden aber aus kommerziellen Interessen vor der Öffentlichkeit zurückgehalten”); zwischen 21 und 31 Prozent: ja! Das relativiert die an sich gar nicht so üblen Ergebnisse etwas.
Wissenschaft und Demokratie sind kommunizierende Gefäße: Wer eher zu Heilsteinen und der Arche Noah tendiert, misstraut auch den politischen „Eliten”. Die Analyse ortet einen „harten Kern” von rund zehn Prozent, die Wissenschaft ganz grundsätzlich ablehnen und eine Vorliebe für „starke Führungspersönlichkeiten” hegen. In Österreich habe sich ein „nationaler Habitus” herausgebildet, der nicht immer förderlich für die Entwicklung der beiden Bereiche war, erklärte Studienleiter Johannes Starkbaum. Man betrachte diese Erkenntnisse im Lichte des YouTube-Fackelzugs der Freiheitlichen Jugend. Zu negativ interpretiert? Dann nehmen Sie all Ihren Mut zusammen und tragen morgen in der U-Bahn probehalber eine FFP2-Maske …