Denk nicht an den weißen Elefanten
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.06.2022

Denk nicht an den weißen Elefanten

Die "Krone" hat eine harmlose Kurz-Schlagzeile gelöscht. Nun reden alle erst recht darüber.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

BARBRA STREISAND-EFFEKT. Es war einmal eine Website, auf der man die Küste Kaliforniens in hochaufgelösten Fotos bewundern konnte – inklusive der schönen Strandhäuser.

Kaum jemand kannte die Website. Berühmt gemacht hat sie die Sängerin Barbra Streisand, als sie verlangte – was außer ihr und ihren Anwälten kaum jemand wusste –, dass das Foto, wo ihre Villa zu sehen war, von der Website zu entfernen sei.
Hätte sie das lieber nicht gemacht, denn ihr Begehr wurde publik, und jetzt wollten alle erst recht sehen, wie die berühmte Künstlerin wohnt.

Sie hat den Fall verloren, das Foto ist noch immer da, aber diese Art, etwas verheimlichen zu wollen, ist seitdem als „Barbra Streisand-Effekt” berkannt.

Ähnlich geht es nun der Krone mit einem Online-Artikel über Ex-Kanzler Sebastian Kurz, wo diese seine aktuellen Äußerungen zum Ukraine-krieg einen „historischen Holler” nannte und zunächst die Schlagzeile „Kurz verwundert mit unbedarftem Kriegs-Sager” hieß, dann aber in „Ukraine: Kurz für möglichst schnelle Verhandlungen” wurde. Dabei haben die Kolleginnen und Kollegen bei der Krone eine unerschütterliche Regel des World Wide Web missachtet, nämlich, dass das Internet nichts vergisst.

Nicht nur, dass der ursprüngliche Artikel in diversen Web-Archiven weiter auffindbar ist, es reden nun alle über den Versuch, eine wie ich finde harmlose Kurz-Schlagzeile wieder ungeschehen zu machen. Das Problem dabei: Nun stellen sich viele die Frage, aus welchem Grund dies passiert ist, und die Krone setzt sich nun der Kritik aus, hier einen eventuell unliebsame Schlagzeile auf Wunsch von wem auch immer entfernt zu haben.

Apropos Russland: Lettland hat nun in seinem Land empfangbare und in Russland registrierte, russischsprachige Sender verboten. Nur: Ohne den vielen Russen im eigenen Land eine in Lettland produzierte, russischsprachige Alternative anzubieten, wird genau das Gegenteil eintreten. Die Menschen werden sich erst recht neue russische Sender aus Russland suchen. Also das Gegenteil dessen, was Lettland vermutlich wollte.

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