Der König ist tot, es lebe der König
MARKETING & MEDIA Redaktion 20.08.2021

Der König ist tot, es lebe der König

Die ORF-Wahl muss reformiert werden – auch im Interesse der dann neuen Führung.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

INTERREGNUM. Wer bei Wikipedia unter „Interregnum” nachschlägt, kann unter der Definition des Wortes nachlesen, dass es sich um eine „Übergangsregierung oder den Zeitraum, in dem eine solche herrscht”, handelt, „insbesondere in Wahlmonarchien die Zeit zwischen dem Abdanken oder Ableben eines Regenten und der Amtsaufnahme seines Nachfolgers”.

Entpolitisieren auf österreichisch

Jetzt hat beim ORF weder jemand abgedankt, noch ist wer verstorben, sondern es wurde nach 15 Jahren an der Spitze der derzeitige Chef von einem anderen Generaldirektor in spe abgewählt.

Dass es Roland Weißmann wurde und dass es sich bei ihm nicht unbedingt um den Kandidaten der linken Reichshälfte handelt, wird niemand bezweifeln; aber es ärgert dann doch etwas, wenn – und zwar sowohl jene links und jene mitte-rechts – so tun, als hätte Parteipolitik nichts mit der Wahl des ORF-Generaldirektors zu tun.
De jure stimmt es zwar, dass das oberste ORF-Aufsichtsgremium „entparteitpolitisiert” wurde, als es vom Kuratorium, wo etwa Parteisekretäre saßen, in den Stiftungsrat umgewandelt wurde, in den aber dann erst recht Regierung, Parteien und Länder ihre im wahrsten Sinne des Wortes Vertreter schickten, die, wie man auch bei dieser Wahl sehen konnte, streng nach Partei- und in diesem Fall Koalitionslinie abgestimmt haben.

Es braucht einen neuen Modus

Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass der derzeitige Modus, nach dem das Wahlgremium beschickt wird, nicht mehr zeitgemäß ist – insbesondere auch deshalb, weil wir derzeit einen Kanzler haben, der einen ambitionierten Hang dazu zu haben scheint, Medien unter seine ideologische Kontrolle bringen zu wollen.

Ein entpolitisierter Wahlmodus würde auch helfen, den manchmal tatsächlich unfairen Vorwurf, ohnedies nur die Interessen der „eigenen” Partei vertreten zu wollen, zu entkräften.
Denn, wie man an den letzten Jahren sieht: Die jetzige Führung hat das ja auch nicht getan.

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