Der Social Media Wahlkampf
© Anna Stöcher
Herbert Kling, Geschäftsführer des Marktforschungs-Dienstleisters meinungsraum.at.
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 27.05.2016

Der Social Media Wahlkampf

Von Likes, Tweets, Geteiltem und Vernachlässigtem. Herbert Kling, meinungsraum.at, und Stefan Gindl, ­Kassandra ­Statistik, über die Präsidentschaftswahl 2016.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. Am 23. Mai stand fest: ­Alexander Van der Bellen ist ­Österreichs neuer Bundespräsident. Schon am Sonntag dominierte die Wahl auch die Sozialen Medien: Auf Twitter zählte man dazu 63.528 Tweets. Herbert Kling, meinungsraum.at, und Stefan Gindl, Kassandra Analytics, über die Verbindung Social Media und Wahlkampf.

medianet:
Alexander Van der ­Bellen hat die Präsidentschaftswahl gewonnen. Hat sich dieser Ausgang bereits auf Facebook abgezeichnet?
Herbert Kling: Wir beobachten seit Beginn des Wahlkampfs genau, wie aktiv die Kandidaten auf Facebook sind und wie sehr sie über ­Social Media mobilisieren. Im ersten Wahlgang war Hofer der aktivste Kandidat, mit großen Abstand gefolgt von Griss und Van der Bellen. Betrachtet man nur die Likes, zeigt sich, dass Hofer und Van der Bellen deutlich vor Griss und den anderen Kandidaten lagen.
Stefan Gindl: Die Zahl der Likes hat also sicher etwas mit dem Wahlergebnis zu tun. Es zeigte sich zudem, dass die Aktivitäten Relevanz erzeugen müssen; besonders Griss konnte hier punkten. Sehr spannend wurde die Sache im zweiten Wahlgang. Hier haben wir uns genau angesehen, wohin die Fans von Hundstorfer, Griss, Khol und Lugner wandern. Die Zahlen bilden ganz deutlich die tatsäch­lichen Wählerströme ab.

medianet:
Aus den Social Media könnte man also auch in der Zukunft ableiten, wie Wahlen aus­gehen?
Kling: Derzeit sind wir bei den ­Social Media-Analysen noch am Anfang, aber ich bin davon überzeugt, dass dieses Thema für die Wahlforschung in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Noch gilt es dafür aber, die bestehenden Tools weiterzuentwickeln und zu schärfen.

medianet:
Wie haben sich die beiden Kandidaten Van der Bellen und Hofer überhaupt auf Facebook präsentiert? Was funktioniert besonders gut, was besonders schlecht?
Gindl: Wie von Herbert Kling bereits erwähnt: Relevanz erzeugen und Themen setzen sind mit ­Sicherheit Erfolgsrezepte. Natürlich muss auch die Frequenz stimmen; Hofer hat unter Berücksichtigung dieser Aspekte im Social Media sicher den besten Wahlkampf geführt.

medianet:
Wie wichtig sind Soziale Medien generell für einen Wahlkampf?
Kling: Mittlerweile haben Soziale Medien eine enorme Bedeutung im Wahlkampf gewonnen. Über Facebook & Co kann man sehr direkt seine Zielgruppe erreichen und auch mobilisieren. Das zeigte sich auch bei den Kandidaten der ehemaligen Großparteien: Sie haben zuerst einen sehr klassischen Wahlkampf geführt und Social Media anfangs sehr vernachlässigt. Erst als sich zeigte, dass sie deutlich hinter Hofer, Van der Bellen und Griss liegen, haben sie auch im Social Media deutlich größere Aktivität gezeigt – aber das war zu spät und zu halbherzig.

Wenn es darum geht, eine authentische Kommunikation mit den Fans und Wählern aufzubauen, muss man ständig und glaubwürdig kommunizieren.

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