••• Von Gianna Schöneich
Traditionelles, trendgesteuertes oder naives Denken wird man bei Vice/Virtue vergeblich suchen. Die Agentur Virtue ist in Österreich seit 2016 die Agenturmarke der Media Company Vice und positioniert sich selbst als Creative Solutions-Agentur. Neben einem ungebrochenen Wachstum konnte man nicht nur zahlreiche Etats, sondern auch Awards gewinnen. Mitte Februar wurde die Öffentlichkeit über die Neugründung der Vice D-A-CH-Holding informiert. Mit dieser wuchsen die Offices Berlin, Düsseldorf, Zürich und Wien zu einem Media- und Agency-Powerhouse zusammen. CEO dieser neuen Holding ist Stefan Häckel, CFO ist Karin Brandstätter. Um die Weichen für die Zukunft zu stellen, tat sich nun aber auch einiges bei Vice/Virtue in Wien, wie die Geschäftsführer Konstantin Jakabb und Bernhard Schmidt im Gespräch mit medianet erklärten.
medianet: Herr Jakabb, Herr Schmidt, Sie haben Ihr Management-Team bei Vice/Virtue erweitert und neu organisiert. Wie kam es zu diesem Schritt?
Bernhard Schmidt: Wir haben hier am Wiener Standort in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum hingelegt und beschäftigen mittlerweile 140 großartige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem sind durch die Gründung der Vice D-A-CH-Holding auch für uns neue Aufgaben hinzugekommen. Das Management auf ein breiteres Fundament zu stellen, war also der nächste, logische Schritt. Denn wir halten uns immer vor Augen, dass die Reise weitergehen muss und wollen herausfinden, welche Schritte nötig sind, um das Unternehmen weiterzuentwickeln. Wir sind nie fertig.
medianet: Und wie sieht diese neue Aufstellung des Management-Teams nun aus?
Konstantin Jakabb: Bernhard und ich sind weiterhin die Geschäftsführer von Vice/Virtue in Österreich. In die neu geschaffene Geschäftsleitung haben wir nun zusätzlich drei Personen geholt: Beate Prisching ist Client Director bei Virtue und repräsentiert den für uns so wichtigen Zweig der Kundenorientierung. Sie ist ein echtes Homegrown-Talent und wir sind stolz, sie nun in die Geschäftsleitung zu holen.
Schmidt: Ebenfalls neu im Management ist Michael Derkits, der 2011 im Londoner Vice-Office startete und vor zwei Jahren zu uns nach Wien wechselte. Er ist ein echter Brand-Professional und bestens vernetzt innerhalb des Konzerns. Als Chief Business Development Officer und Herausgeber präsentiert er den Vice-Arm unseres Hauses, darunter auch das Vice Brand-Studio. Diese Unit bietet Kommunikationslösungen innerhalb des digitalen Angebots von Vice an.
Jakabb: Ins Management haben wir uns außerdem Dian Warsosumarto geholt, der seit zweieinhalb Jahren unser Executive Creative Director ist. Ohne die Kreation hätten wir nie so einen weiten Sprung machen können – nun war es an der Zeit, der Kreation auch ihren gebührenden Platz in der Geschäftsführung einzuräumen.
medianet: Für die Branche ist es nicht gerade typisch, die Geschäftsführung mit Personen aus dem eigenen Unternehmen zu besetzen.
Jakabb: Richtig. Wer beispielsweise beim Gehalt aufsteigen möchte, muss die Agentur wechseln. Wir sehen das anders und setzen stattdessen auf Fortbildungsoffensiven und die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Schmidt: Wir arbeiten permanent daran, eine noch bewusstere und bessere Company zu sein. Deshalb haben wir auch ein Gremium aus Kolleginnen und Kollegen ins Leben gerufen, das zusammen mit einer externen Expertin ein Programm entwickelt hat, das uns nachhaltig stärken wird.
medianet: Vice/Virtue Austria wird in der D-A-CH-Holding eine besondere Rolle einnehmen.
Jakabb: Genau, zwar gibt es in allen Büros die gleiche Struktur aus Medium und Agentur, allerdings sind in Deutschland und der Schweiz die Agenturen eher klein. Fortan denken wir die Agentur über diese drei Ländern hinweg als ein Unternehmen. Unsere Mitarbeiter pendeln hin und her, wir arbeiten gemeinsam, wir profitieren voneinander. Dennoch soll es deutliche Spezialisierungen geben: Zürich wird seinen Standort zum Aufbau globaler Premium-Kunden nutzen, und Berlin wird als Production-Hub fungieren. Über die klassischen Full-Service-Agenturleistungen hinaus nimmt der Wiener Standort eine Lead-Funktion im Bereich Social, Digital und Data ein. Diese Rolle ist unserer Digital/Social-Expertise geschuldet. Wir sind in diesem Bereich bestens aufgestellt, haben die größten Kunden und zählen in Österreich zu den führenden Agenturen.
medianet: Welches Ziel soll mit diesem Hub verfolgt werden und wie profitieren Deutschland und die Schweiz davon?
Schmidt: Unsere Strategie ist ganz klar Data-Informed-Creation. Wir sind davon überzeugt, dass es ein Systemfehler ist, davon auszugehen, dass es auf der einen Seite die Technik und auf der anderen die Werbeagentur gibt.
Jakabb: Unsere Vision ist es, diese beiden Dinge in einem Haus zu 100% zusammenzubringen. Kreation und Strategie sind bereits stark integriert, aber wir wollen die kreative Exzellenz noch stärker mit Technologie verknüpfen. Datengetriebenes Marketing ist unbestritten die Zukunft. An Deutschland und die Schweiz geben wir unsere Expertise in diesem Bereich weiter.
medianet: Das Thema Kundenbeziehungen ist in Ihrem Haus ein sehr großes.
Jakabb: Wir sehen die Arbeit mit unseren Kunden als Partnerschaft, in der wir in jedem Schritt überzeugen wollen. Wir nehmen unsere Kunden zu 100% ernst und arbeiten zu 100% auf Augenhöhe. In der Kreation setzen wir ganz auf Klarheit statt Komplexität: Marken brauchen mehr denn je eine Agentur mit eigener Meinung und einem modernen kreativen Vokabular, um Insights in aufregende Kreation zu verwandeln.
medianet: Die letzten Jahre von Vice/Virtue waren stark vom Wachstum geprägt. 2015 und 2016 jeweils um 40%. Erwartet man für 2018 auch ein so starkes Wachstum?
Schmidt: Wir werden wachsen, aber sicher nicht mehr in dieser Geschwindigkeit. Wir sind gekommen, um zu bleiben und haben den Moment genutzt, um uns stabil und nachhaltig aufzustellen.
Jakabb: Wir haben in den vergangenen Jahren die Weichen gestellt, um jetzt viel Neues umzusetzen. Wir sind am Markt als Challenger groß geworden, diesen Status wollen wir nicht aufgeben. 2017 haben wir auch gespürt, was für eine große Verantwortung wir haben – als erstes natürlich unseren Mitarbeitern gegenüber und gleichgelagert ist die Verantwortung gegenüber unseren Kunden. Unsere Arbeit funktioniert nur durch Offenheit, Respekt und ein gutes Miteinander. Wir machen uns keine Gedanken darüber, wie wir beide unseren Job für die nächsten 20 Jahre sichern können, wir machen uns Gedanken darüber, wie diese Unternehmung für die nächsten 20 Jahre richtig aufgestellt ist – für unsere Kunden und Mitarbeiter.