Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
DIE MAJESTÄT DER ALPEN*. „Bergbewohner sind anders: Zusammenhang zwischen Geländeform und menschlicher Persönlichkeit in internationaler Studie untersucht”, betitelt sich eine Aussendung der Karl Landsteiner Privatuni Krems und der University of Cambridge. Nun, wenn das nicht reizvoll klingt! „Berge”, heißt es da, „sind Grenzregionen (…). Dabei stellen sie ersten Besiedlungen extreme Hindernisse entgegen und fordern besondere Persönlichkeiten, diese zu meistern.” Die Fragen, die sich daraus ergaben: Haben diese „Pionierpersönlichkeiten” Spuren in den heute dort lebenden Menschen hinterlassen? – und: Liegt das an den Bergen oder an den speziellen soziokulturellen Gegebenheiten? Da könnte man jetzt einiges dazu beitragen. Spannt sich doch die ganze Palette topografisch geprägter Archetypen von West nach Ost über das schöne Schnitzelland: vom Schweizer hinterm Arlberg, über den „Bischt a Tiroler, bischt a Mensch” und den italolässigen Einwohnern von Wörthersee-Umgebung bis zum Weana-Wasserschädl-Bobo.
Seit Antritt von Türkis in der Regierung kippt die Alpenrepublik ohnehin gefährlich weit ins Trachtig-national-regionale. Die Frage, warum das SETI-Projekt auf außerirdisches Leben hofft, wenn schon Simmering und Mödling einander vollkommen unversöhnlich gegenüberstehen, gehört zu den Mysterien des Weltalls.
Aber zurück zur Studie und deren Fazit: Menschen in den Bergregionen sind weniger verträglich, eher introvertiert und weniger gewissenhaft, aber emotional stabiler und offener für neue Erfahrungen. Und: Je höher, desto prägnanter. Zitat: „Wir konnten sogar eine kontinuierliche Verschiebung der Persönlichkeitsmerkmale mit zunehmend bergigem Gelände erkennen.” Noch etwas: Das gesellschaftliche Umfeld ist prägender als „die physische Präsenz der Berge”!
Grundlage dieser Studie waren über drei Millionen Datensätze – jedoch leider keine österreichischen, sondern solche aus den USA … Dennoch einfach zum Nachdenken. (* Alois Brandstetter, öst. Schriftsteller)