Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
NICHT FISCH, NICHT FLEISCH. Wenn man Unschärferelationen liebt, muss man am weiten Themenfeld der künstlichen Intelligenz, pardon: der Künstlichen Intelligenz, kleben bleiben. Kurzes Repetitorium zum Unschärfeprinzip: Eine gleichzeitige Bestimmung von Ort und Impuls eines Teilchens ist nur möglich, wenn für beide Größen eine Unschärfe in Kauf genommen wird. Eine ordentliche Unschärfe übrigens. Und das hat nichts mit unzulänglicher Messung zu tun. Das gilt prinzipiell. Unzulänglichkeit wird sozusagen zur Benchmark.
Sodann die Kurve zur Artificial Intelligence geschlagen: Auch das 4Gamechangers-Festival widmete am gestrigen Donnerstagnachmittag Überlegungen zur KI Platz und Zeit in einer seiner spannend besetzten Sessions. Einer der Diskutanten: Lutz Kloke, Gründer und Chef von Cellbricks, einem spektakulär spannenden Unternehmen. Mit seinem Start-up Cellbricks baut Kloke nämlich 3D-Drucker, die keine banalen Plastikteile auswerfen, sondern aus menschlichen Zellen Mini-Organe formen. Bioprinting heißt diese Technologie zur Erzeugung künstlicher, lebender Gewebe.
„Bereits heute”, berichtet das philosophische Wirtschaftsmagazin „agora42”, „wachsen in den Laboren von Cellbricks einige Mini-Organe durch Zellteilung heran – etwa eine Leber oder eine Plazenta. Sie leben seit mehreren Monaten (…).” In Wien züchten Forscher rund um Jürgen Knoblich vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften aus Stammzellen hirnähnliche Organoide, um damit Gehirnentwicklung und Krankheiten zu ergründen …
Dies alles lässt nun vermuten, dass die Öffentlichkeit dahingehend in die Irre geführt wird, dass sie sich unter künstlicher Intelligenz so lange einen gnadenlos unzulänglichen – weil jeder Emotion baren – Logarithmus vorstellen soll, bis es zu spät ist und ein unternehmungslustiges Hirn-Organoid die Weltherrschaft an sich reißt. Das wäre dann wahrlich ein Gamechanger ...