Die KI als neue Werbezielgruppe
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MARKETING & MEDIA Redaktion 28.02.2025

Die KI als neue Werbezielgruppe

Wenn KI-Agenten Entscheidungen treffen, wen muss das Marketing dann überzeugen?

WIEN. Generative Künstliche Intelligenz hat der Welt Übersetzungsprogramme und Sprachassistenten beschert, Co-Autoren für wissenschaftliche Arbeiten, virtuelle Vertriebsconsulter, Copywriter für Werbetexte und neue Lebensratgeber mit dem Wortschatz der Allwissenden Mülltonne.

Wissensarbeiter haben gelernt, wie man perfekte Prompts schreibt und möglichst effizient mit Schnatter-Bots interagiert. Als Contentproduzenten taugen sie nicht nur im schulischen Kontext hervorragend.
Eine Folge dessen: Autoren weltweit überlegen inzwischen, wie sie auf das Aufkommen generativer KI reagieren sollen. Einige fordern Garantien, dass ihre Texte nicht als KI-Trainingsdaten missbraucht werden. Andere schließen widerstrebend Verträge ab, um für die Nutzung ihrer Werke wenigstens bezahlt zu werden.
Wenn aber die realistische Gefahr besteht, dass demnächst auch nach Produkten und Dienstleistungen nicht mehr gegoogelt wird, sondern die jeweils genutzte KI die Marken-Entscheidung bei den Frühstücksflocken trifft – wie geht die Marketingwelt damit um?

Influencer für Lern-Maschinen

Während sich also die Diskussion bisher vor allem darum drehte, wie man seine Werke vor der KI schützen kann, fragen sich viele nun, wie sie ihren Content gezielt in KI-Systeme einspeisen können – in der Hoffnung, deren Aussagen zu beeinflussen.

Bloomberg zitierte dazu kürzlich einen LinkedIn-Beitrag von Ken Mandel, einem Marketing-Manager der Transport- und Liefer-App Grab: „Seit über einem Jahrhundert dreht sich Werbung um menschliche Aufmerksamkeit”, schrieb er. Doch das ändert sich, wenn KI – und nicht Menschen – Empfehlungen aussprechen und Kaufentscheidungen beeinflussen. Wen muss ein Marketer dann überzeugen?
„In einer Welt, in der ‚Agenten' (nicht Menschen) mit Marken interagieren, verschiebt sich der Fokus von Werbung hin zur KI-Einflussnahme und -Optimierung”, überlegte Mandel. „Marken müssen KI-Agenten so ‚trainieren', dass sie ihre Produkte in natürlichen Entscheidungsprozessen bevorzugen.”

Empfehlung eines Insiders

Probe aufs Exempel: Was empfiehlt ChatGPT in diesem Kontext? „Ich bin hier, um neutrale und hilfreiche Informationen bereitzustellen, nicht um bezahlte Werbung oder bevorzugte Markenempfehlungen zu geben.” Aber Tipps gibt’s dennoch: Hochwertigen Content erstellen – die Marke sollte in relevanten, informativen Inhalten präsent sein. SEO und Sichtbarkeit optimieren – das sorge für starke Präsenz in seriösen Quellen, damit sie bei Recherchen gefunden wird. Innovation & Thought Leadership – man werde als Vorreiter bekannt, um in Diskussionen über Trends erwähnt zu werden. Und: Nutzermehrwert bieten – einzigartige Vorteile und Alleinstellungsmerkmale erhöhen die Chancen auf organische Empfehlungen. Kurz gesagt: „Baue Autorität auf, sei sichtbar und liefere echten Mehrwert.”

Einige Marken haben das längst bewältigt und schaffen Fakten: Was ist das beliebteste Cola-Getränk auf der Welt? „Coca-Cola”, antwortet ChatGPT. (sb)

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