••• Von Gianna Schöneich
WIEN. „…Bei Tinder geht es nicht um die große Liebe. Es ist eine Dating-App. Es geht um Sex.” Schreibt der Autor Michael Nast in seinem Bestseller „Generation beziehungsunfähig”.
Tinder – eine App, die es uns seit 2012 möglich macht, Personen in einem von uns definierten Umkreis kennenzulernen. Vorname, Foto eines Nutzers werden angezeigt, ein Wisch nach links – gefällt mir nicht, ein Wisch nach rechts – gefällt mir. Gefallen wir uns beide: Match! Und das Texten kann beginnen. Große Liebe? Wohl eher die virtuelle Begehung eines Fleischmarkts voller Oberflächlichkeiten. Dennoch: In Österreich wischen pro Tag circa 20.000 Personen.
Erfolg führt zu Nachahmern
Tinder ist erfolgreich. Erfolg führt zu Nachahmern, und mittlerweile werden wir von Dating-Apps überflutet.
Im Mai 2015 kam eine weitere App auf den Markt. Dieses mal ging es aber um Romantik. Jean Meyer (CEO), Guillaume Sempé (CTO) und Guilhem Duché (VP of Engineering) entwickeln Once – eine kostenlose App, die auf einen Algorithmus und menschliche Matchmaker setzt.
Gegen Mittag erhalten die Nutzer einen einzigen Vorschlag; liked man sich gegenseitig, können Nachrichten ausgetauscht werden. Vergangene Woche wurde die App in Österreich gelauncht.
Zwei Millionen User
„Weltweit haben wir zwei Mio. User und zählen als die weltweit am schnellsten wachsende Dating-App seit Tinder”, so D-A-CH Country Managerin Vanessa Ulrich stolz – obwohl man eigentlich gar nicht darauf aus sein will, möglichst viele User zu haben, wie Gründer Meyer erklärt: „Wir wollen nicht so viele User wie möglich haben. Das ist nicht unser Ziel. Was wir wollen, ist das beste Erlebnis zu generieren, welches es jemals mit einer App gab.”
Angekündigt wurde die App als die „Anti-Tinder-App”. Warum? Das Geheimnis sind die Matchmaker.
„Der Computer nimmt mithilfe eines Algorithmus eine grobe Vorsortierung, nach beispielsweise Alter oder sexueller Orientierung, vor. Ich sehe ein Profil und suche anhand 20 computergenerierten Vorschlägen eine passende Person aus; dabei achte ich beispielsweise auf Kleidung oder gezeigte Aktivitäten”, erklärt Angela, Österreichs erste Matchmakerin. (Sie studierte strategisches Betriebsmanagement.)
Die App ist kostenlos, werbefrei und soll das auch bleiben. Man finanziert sich über Investoren und sogenannte Kronen, mit welchen sich App-Nutzer zusätzliche Funktionen erkaufen können.
In neun Ländern aktiv
Once gibt es mittlerweile in neun Ländern. Die Nutzer der App sind mehrheitlich weiblich, was Once ebenfalls von anderen Applications unterscheidet; das liege an deren Suche nach einer ernsthaften Beziehung und dafür steht Once nun mal. Eine Alternative, die für mehr Romantik in unserem Leben sorgen soll. Letztlich sprechen wir von einer App, die Idee von Matchmakern ist löblich.
Dennoch wählen diese ebenfalls lediglich nach Fotografien aus. Ein einziger Vorschlag täglich im Gegensatz zu einer fast unbegrenzten Zahl, macht die Suche nach Liebe oder Sex vielleicht langwieriger, aber wohl nicht romantischer.
Dank Once haben sich jedenfalls Menschen gefunden, die nun sogar schon planen, zu heiraten, erzählt Meyer. Auf die Frage „Und wo habt ihr euch kennengelernt?” wird „Über eine Dating-App” folgen – romantisch.