Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
EINBAHNKOMMUNIKATION. Vom Sonnenkönig Kreisky höchstpersönlich eingeführt, gab es Jahrzehnte später nun vor wenigen Tagen also das letzte Pressefoyer nach der Ministerratssitzung, abgeschafft vom aktuellen Kanzler Kern.
Seine Begründung: Man werde sich jeweils anlassbezogen zu Wort melden und als Kompensation die neuen, digitalen Kanäle nutzen.
Etwas erstaunlich ist dieser Abtausch schon, denn Social Media war ja nie als Ersatz für die traditionelle Face to Face-Kommunikation gedacht, sondern eher als zusätzliche Möglichkeit, unter Umständen weitere Zielgruppen zu erreichen. Wir erinnern uns an den Ex-Kanzler Schüssel, der ob seiner obsessiven verbalen Abstinenz als Schweigekanzler tituliert wurde, und wir erinnern uns auch des Kern-Vorgängers Faymann, der sich auch nach rund einem Dutzend Einladungen beharrlich weigerte, z.B. in die ZiB 2 zu kommen und sich direkten, womöglich unangenehmen Fragen eines Armin Wolf zu stellen.
Ähnliches scheint nun der aktuelle Kanzler vor zu haben, wenn er sich dem eh schon nur einen, wöchentlichen direkten Kontakt mit den heimischen Politik-Journalisten entziehen möchte und stattdessen seine Regierungskoordinatoren ins Pressefoyer schickt, um die eigene Politik zu erklären. „Ich sehe mich nicht unbedingt verpflichtet, in diesem Hunderennen eine Rolle zu spielen”, so Kern zu seiner Begründung, das Pressefoyer abzusägen.
Interessant: Der Bundeskanzler fühlt sich also von den heimischen Journalisten gejagt; oder meinte er bei dieser Metapher eher die Regierungskollegen, die dann wohl die anderen Teilnehmer dieses Hunderennens gewesen sein müssten.
Einer hat den Vorteil zu nutzen gewusst: Sein Vize Mitterlehner hat nun die alleinige Aufmerksamkeit und kann unwidersprochen wöchentlich seine Sicht der Dinge vor den Journalisten erklären. Ob das des Kanzlers Plan gewesen ist, kann eher bezweifelt werden. Nun ist es aber zu spät, und jede Rückkehr auf die Rennbahn würde als eher peinlich empfunden werden.