„Die Wirtschaftskammer muss für alle da sein”
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Jürgen Tarbauer
MARKETING & MEDIA Redaktion 22.11.2019

„Die Wirtschaftskammer muss für alle da sein”

Jürgen Tarbauer, Spitzenkandidat Wirtschaftsbund Wien für die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation.

WIEN. Begonnen, sich für Interessenvertretung und Politik zu interessieren, hat Jürgen Tarbauer bereits sehr früh. Als Mitglied der Jungen Wirtschaft, deren Vorsitz der nunmehr 37-Jährige später auch übernommen hat, kam Tarbauer in Kontakt mit den Anliegen der Branche. „Das Thema, mit dem ich begonnen habe, war die Öffnung der Anrainerparkplätze für Unternehmen. Gerade für Handwerker und Installateure, die auf ihr Auto angewiesen sind, war das ein wichtiges Thema. Ich habe dann mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien zusammengearbeitet, der wiederum mit der Stadt in Kontakt war. Gemeinsam haben wir es so geschafft, zum einen den Weg zu Ausnahmebewilligungen zu erleichtern und zum anderen die Anrainerparkplätze auch für ansässige Unternehmer zu öffnen”, schildert Tarbauer das Erlebnis, das ihn zu weiterem Engagement motiviert hat.

Neue Sparte für Tarbauer

Nach vier Jahren als Vorsitzender der Jungen Wirtschaft wechselte Tarbauer für den Wirtschaftsbund Wien in die Sparte Information und Consulting der WKW. Parteipolitik stand dabei nie an erster Stelle. „Ich war nie einer, der den Mund gehalten hat – auch wenn das manchmal der eigenen Partei nicht gefallen hat. Es geht immer um die Interessen der Branche, nicht der Partei”, erläutert Tarbauer seine Herangehensweise an die Standesvertretung. Die Wirtschaftskammer, so Tarbauer weiter – müsse für alle Mitglieder da sein, von der Starthilfe für Einzelunternehmer, über Service für kleinere und mittelgroße Unternehmen bis hin zu den Großen.

Der Dauerbrenner

Die Themen der heimischen Branche sind umfangreich und teilweise Dauerbrenner. Die Werbeabgabe beispielsweise wurde zwar gesenkt, Österreich steht damit im europäischen Vergleich aber immer noch relativ allein da; in Deutschland oder Frankreich findet sich eine entsprechende Abgabe nämlich nicht – für Tarbauer ein untragbarer Zustand: „Die Werbeabgabe passt gerade im europäischen Umfeld nicht und hemmt die Wirtschaft. Die nächste Bundesregierung muss genau dort ansetzen.” Auch auf die Gefahr, dass das wichtige Anliegen vergessen werden könnte, weist er hin. „Die Werbeabgabe ist wie das Ozonloch – es gibt sie nach wie vor, aber keiner redet mehr darüber, weil wir das schon so lange vor uns herschieben. Es ist Zeit, zu handeln”, ist Tarbauer überzeugt.

Umfangreiche Branche

Ein Anliegen, das Tarbauer in seiner Fachgruppe in der Wirtschaftskammer künftig vorantreiben will, ist die stärkere Berücksichtigung der Vielfalt in der heimischen Werbe- und Kommunikationsbranche. „Wir haben in der Werbebranche in Österreich wahnsinnig viele Berufsgruppen – von Eventmarketern, über PR-Agenturen bis hin zu Meinungsforschern sind alle dabei. Das Ziel muss sein, die vielen unterschiedlichen Interessen zu vertreten”, so Tarbauer. Gelingen kann das vor allem mit Themen, die für alle relevant sind. Ein konkretes Beispiel dafür ist etwa die steuerliche Absetzbarkeit des Arbeitsplatzes zuhause, die derzeit nur schwer möglich ist. „Das ist ein Thema, das vom EPU bis zum CEO für alle relevant ist. Unternehmertum passiert nicht nur von 9 bis 17 Uhr und nicht immer nur an einem Ort. Für EPUs sind Dinge wie die Absetzbarkeit des Arbeitsplatzes zuhause nicht nur eine Erleichterung, sondern essenziell für die Existenz”, führt Tarbauer aus, der hier auch vonseiten der Gewerkschaft und des Finanzamts Flexibilität erwartet. Abschließend meint er: „Es zeigt sich immer wieder, wenn man gemeinsam auftritt und die Umsetzung einer Sache vehement einfordert, dann hat man auch Erfolg.”

Mehr Selbstbewusstsein

Ein Anliegen, das alle vertretenen Berufsgruppen der Werbung und Marktkommunikation betrifft, ist die Stärkung des Branchenbewusstseins – ein konkretes Thema, das davon betroffen ist, ist die Pitchkultur im Land. „Die Wirtschaftskammer muss Verständnis dafür fördern, dass ein Pitch nicht kostenlos sein darf. Es geht nicht um hohe Abschlagshonorare, sondern um eine Würdigung der Arbeit”, erläutert Tarbauer, der ergänzt, dass der ganzen Branche faire Rahmenbedingungen ein Anliegen seien, die nur durch ein starkes Branchenbewusstsein ermöglicht werden könnten.

In der täglichen Arbeit muss dabei die jeweilige Parteizugehörigkeit in den Hintergrund treten. „Der Präsident der WKW, Walter Ruck, hat einen guten Draht zur Stadt, auch wenn dort nicht unbedingt Parteikollegen sitzen”, bringt Tarbauer ein Beispiel für parteiübergreifende Zusammenarbeit.

Know-how-Allianz

Wie die Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für die Branche funktionieren kann, hat Tarbauer mit dem Start der Know-how-Allianz bereits gezeigt. In der Allianz sind die wichtigsten Verbände der Werbe- und Kommunikationsbranche versammelt. Der Dialog Marketing Verband Österreich, das Event Marketing Board Austria, der Fundraising Verband Austria, der Marketing Club Österreich, die Mobile Marketing Association Austria, der Verband der Regionalmedien Österreich, das Interactive Advertising Bureau und der österreichische Werberat sind an der Initiative beteiligt und haben ein Positionspapier mit vier zentralen Handlungsfeldern entworfen. „Wir mobilisieren alle dieselbe Zielgruppe und wollen auch dasselbe: Nämlich dass die Werbung besser arbeiten kann und vorwärtskommt”, fasst Tarbauer den Sinn der Allianz zusammen. (har)

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