Die Zeit ist nun mal digital, nicht für alle
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.12.2022

Die Zeit ist nun mal digital, nicht für alle

Bei ihrer Digitalförderung blendet die Politik aus, dass neue Medien nicht in Druckerein entstehen.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

ENG GEFASST. 52 Millionen Euro gibt die österreichische Bundesregierung in einer ersten Tranche aus, um heimischen Medienunternehmen, die unter hohem Druck stehen, ihr Verlagsgeschäft digital zu transformieren und um sich so besser gegen die digitalen Giganten dieser Welt zur Wehr setzen zu können.

Das ist mehr als lobenswert, denn klassische Medien haben eine enorm wichtige Funktion in einer Demokratie, und es muss alles getan werden, um ihnen diese Funktion weiter zu ermöglichen.
Facebook & Co werden nie ein Watchdog sein, im Gegenteil: Wie man gerade an der Entwicklung von Twitter sehen kann, wo der neue Eigentümer Elon Musk alle zu Recht gesperrten Accounts wieder „befreien” will, machen diese Plattformen nämlich eher das Gegenteil.
Und hier liegt nun das Problem. Die Politik nimmt viel Geld in die Hand, um ein Gegengewicht zu schaffen, berücksichtigt aber dabei nicht, dass wir im Jahr 2022 leben, wo es, abseits der Medien klassischer verlegerischer Herkunft, auch viele neue Portale, Blogs, Podcasts und andere Initiativen gibt, die gefördert werden müssen.

Mondpreise und Fantasienamen

Diese bei der aktuellen Förderung auszuschließen, ist ein demokratiepolitischer Sündenfall, und ich lasse hier auch nicht das Argument zu, für diese gäbe es ja andere Fördertöpfe.

Es darf hier kein Unterschied gemacht werden, auf welchem Weg der Inhalt zu den Usern kommt, es kann nur um die Frage der Qualitätsstandards dieser Inhalte gehen.
Denn es kann nicht sein, dass ein TV-Sender, der antisemitische Karikaturen verbreitet, gefördert wird, aber Grassroot-Projekte nicht, die halt „nur” digital sind, aber inhaltlich tadellos.
Sieht man sich aber so manch gefördertes Projekt an, so erstaunt, dass Studien mit fantasievollen Namen und Kosten von gern über zwei Millionen Euro einfach so durchgewinkt werden.
Mein absolutes Highlight: 300.000 Euro für die Implementierung eines E-Mail-Programms.
Ja, echt jetzt. Im Jahr 2022, in Österreich.

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