Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
KIPPPUNKTE. Wer mit seinem schlecht geparkten Auto den öffentlichen Verkehr blockiert oder nicht weiß, wie Rettungsgasse geht und damit verhindert, dass Rettungsautos zu einem Unfall kommen können, braucht keine Befürchtung haben, sich den Volkszorn zuzuziehen und als „Terrorist” bezeichnet oder verhaftet zu werden.
Klimaaktivisten passiert übrigens genau das, denn während die einen durch ihr egoistisches Verhalten und ohne Grund Hunderte andere behindern, wollen die anderen nur auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam machen.
Sympathiepunkte sammeln sie vor allem bei jenen trotzdem nicht ein, die eventuell für mehr Klimaschutz wären, aber er dürfe halt nur nix kosten und ihre bisherige Lebensweise dürfe er auch nicht einschränken. Für all diese hat die deutsche Volkswirtin, Transformationsforscherin, Nachhaltigkeitsexpertin und Autorin Maja Göpel – sie ist auch Mitglied der Vereinigung „Scientists for Future” – eine Botschaft.
Bei der Vorstellungspressekonferenz eben dieser „Scientists for Future”-Bewegung, nicht ganz unabsichtlich der Friday for Future-Bewegung ähnlich, hatte Göpel eine klare Botschaft für die Herren und Frauen Klimaskeptiker: „Wenn wir einen Kipppunkt erreichen, wo die Biodiversität kippt, wo das Klima kippt, wo die Ozeane kippen, dann können wir nicht einfach sagen, wir schalten diese Technologie aus. Wir haben dann komplett veränderte Lebensgrundlagen für die Menschheit für die nächsten Generation. Und das wird in keiner ökologischen Kalkulation berücksichtigt, das ist nicht mal planbar oder prognostizierbar. Und deshalb ist hier die Risikohierarchie umzudrehen, und wenn selbst das World Economic Forum und die CEOs dieser Welt sagen: Von den top sechs globalen Risiken sind fünf ökologisch und das sechste sind Massenvernichtungswaffen, dann ist doch die Zeit vorbei, wo man darüber reden muss, ob Ökologie was kosten darf.”
So beängstigend Göpels Appell und Prognose ist – wir werden weiter mit Vollgas in die Klimakatastrophe rasen und hoffen, dass es die anderen richten, wer auch immer das dann sein mag.
