Distancing der journalistischen Art
MARKETING & MEDIA Redaktion 19.02.2021

Distancing der journalistischen Art

Oder warum heimische Medien für ihr Image derzeit auch selbst mitverantwortlich sind.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

VERHABERUNG. Fans US-amerikanischer Kriegsfilme kennen das: Am Ende jedes Streifens wird artig dem US-Verteidigungsministerium für Hilfe gedankt und spätestens dann weiß man, warum der Film auch nur amerikanische Helden kannte.

Katzencontent statt kritische Berichterstattung

So ähnlich kommt mir die derzeitige Berichterstattung in heimischen Medien vor, wenn es um die politischen Geschehnisse in den letzten Monaten geht. Nicht nur, dass vor allem Print-Medien lieber auf gestellte Fotos etwa vom Kanzleramt – die natürlich eine bestimmte Botschaft transportieren – zurückgreifen, als selbst welche zu machen, was dann dazu führt, dass ein und das selbe – sympathische – Foto in gleich mehreren Zeitungen erscheint.

Es werden auch zu gern unkritisch Wordings und Framings der Politikerinnen und Politiker übernommen, die etwas anderes suggerieren, als das, was tatsächlich passiert ist.
Das Schlimmste ist aber, dass manche lieber buchstäblich über gerettete Katzen berichtet als die Missstände, derer es nun wirklich genug gibt, auf die Titelseiten zu heben. Ob eine via Untersuchungsbericht quasi amtlich bestätigte Inkompetenz in Sachen Terrorismusabwehr oder Korruptionsvorwürfe gegen Politiker, immer mehr Angriffe auf Journalisten bei Coronademos, ob die desaströse Wirtschaftsentwicklung – gerne im Vergleich zu anderen EU-Ländern – oder auch das Impf-Management: Zu kritisieren gäbe es genug, allein die Berichterstattung bleibt mau.

Verhaberung Politik und Journos

Warum das so ist, darüber kann man nur spekulieren. Vermutlich nicht nur wegen der Schere im Kopf mancher wirtschaftlich verantwortlicher bei den Medien ob der vielen Kommunikationsmillionen der Regierung, sondern auch wegen einem typisch österreichischen Phänomen: der Verhaberung zwischen Politikern und Journalisten – oft auch dokumentiert via peinlicher Journo-Selfies mit Politikern auf Twitter –, die dann eben zu gewissen Beißreflexen führen kann.

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