dm will mehr Kaufkraft für Kunden und Mitarbeiter
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MARKETING & MEDIA Redaktion 18.11.2022

dm will mehr Kaufkraft für Kunden und Mitarbeiter

Um die Teuerungswelle möglichst flach zu halten, hält dm an einer internen Inflationsrate von 1,3 Prozent fest.

••• Von Christian Novacek

Als verantwortungsvoller Arbeitgeber ist es unsere Pflicht, die Kaufkraft unserer Mitarbeiter zu erhalten”, sagt dm-Geschäftsführer Harald Bauer. Laue Kompromisse wie Einmalzahlungen reichen für ihn nicht: „Unsere Mitarbeiter erhalten im Durchschnitt eine zehnprozentige Gehaltserhöhung”, so Bauer unter Verweis darauf, dass das sozial austariert ist, sprich: Geringe Gehälter profitieren mehr als hohe. Gesamt nimmt dm für Lohnanpassungen 20 Mio. € in die Hand.

Redliche Vorgangsweisen sind bei dm Programm – und schlagen sich neben positiven Imagewerten in einer astreinen Bilanz nieder: Im per 30. September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2021/22 konnte dm die Erlöse steigern, nämlich bei gleichbleibender Filialzahl um 4,9% auf 1,052 Mrd. €. Gemeinsam mit den elf mittel- und südosteuropäischen Ländern inklusive Italien, für die dm Österreich zuständig ist, wuchs der Umsatz stärker – und zwar um 13,4% auf 3,66 Mrd. €. In der gesamten dm-Unternehmensgruppe mit dm Deutschland und dm Polen konnte ein Umsatzplus von 10,7% auf 13,58 Mrd. € verzeichnet werden; für 71.620 Menschen (+8,4%) bietet dm einen Arbeitsplatz. Mit 83 hinzugekommenen Standorten betreibt die Drogeriekette nunmehr 3.945 Filialen in 14 Ländern.

Starkes Rückgrat

Das Filialnetz in Österreich blieb nun bereits das dritte Mal in Folge mit 386 Geschäften konstant. Allerdings werden die bestehenden Standorte beständig an ihr Umfeld angepasst, sowohl im Sortiment als auch mittels Filialerneuerungen (45). Die Resultante daraus ist laut Christian Freischlager, Ressortleiter Marketing und Einkauf, nicht nur die nach wie vor unangefochtene Marktführerschaft im DFH – auch gegenüber den Verbrauchermärkten „gewinnen wir wieder Marktanteile zurück”. Im Zuge der Coronapandemie war es unter dem One-Stop-Shopping-Gedanken zu Umsatzverschiebungen gekommen, nun verlagern sich diese Umsätze aber zurück.

Insgesamt gleicht das aktuelle Wachstum die abgeflachte Entwicklung der beiden durch Covid geprägten Vorjahre mehr als aus. Die Zuwächse stammen aus einer steigenden Zahl von Einkäufen, die Zahl der Kassabons hat sich hierzulande um satte 13% erhöht.

Normalbetrieb nach Corona

Der Status quo im Abklingen der Coronapandemie: Dekorative Kosmetik legt wieder zu, und der Boom bei Desinfektions-, Reinigungs- und Klopapier-Artikeln flacht ab. Indes ist die Teuerung zur großen Herausforderung avanciert – neben der Kaufkraft der Mitarbeiter soll auch die der Kunden erhalten werden. „Unsere interne Inflation beläuft sich auf lediglich 1,3 Prozent”, betont Bauer. Zum Vergleich: Die Preiserhöhung im Warenkorb betrug laut Statistik Austria 6,9%. Und auch die Einkaufspreisteuerung lag mit 2,62% doppelt so hoch wie die von dm weitergereichte.

Stabile Preise

Diese hohe Preisstabilität, die nicht zuletzt auch den Mitbewerb davon abhält, die Preise allzu volatil herumzucken zu lassen, fußt auf zwei Säulen: den dm-Eigenmarken und der Durchsetzungskraft gegenüber Lieferanten. Rund 4.000 Artikel im Eigenmarkenbereich stehen heute für 30% des Umsatzes und 40% der verkauften Menge. Der Vergleichswarenkorb mit Industrieprodukten ist um rund 40% teurer. Darüber hinaus seien über das Payback-Kundenbindungsprogramm Einkaufspreissenkungen um bis zu neun Prozent möglich.

In Bezug auf Industriepartner hält Bauer fest: „Wir hinterfragen die Forderungen unserer Lieferanten jetzt sehr genau. Denn was für uns gilt – den Gürtel enger schnallen –, erwarten wir auch von ihnen.” Somit wird bei jeder Erhöhung geprüft, was ist gerechtfertigt und was im Bereich des Wunschdenkens der Hersteller angesiedelt.
Trotz enger geschnallten Gürtels blickt Bauer zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr – zum einen, weil der Weg, auch „bei kleinen Filialen das Sortiment zu perfektionieren”, der richtige ist. Zum anderen, so verlautet ebenso dm-Chef Martin Engelmann: „Wir sind ein stabil nachgefragter Grundversorger für Schönheit, Gesundheit und Wohlfühlen geworden. Bei Krisen spielt das kleine Glück des Alltags für die Menschen eine große Rolle.”
In den zwölf Ländern der Österreich-Gruppe werden heuer 190 Mio. € investiert – in das Filialnetz, Verwaltungsgebäude und Logistik.

Parallel strebt der Konzern den Ausstieg aus Öl und Gas an. In Österreich sind knapp über 100 Filialen zumindest teilweise auf Gas angewiesen, bis auf zehn Standorte sollen alle im Laufe des kommenden Jahres umgestellt werden. Im Gesamtkonzern will man bis 2030 frei von fossilen Energieträgern sein.

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