San Francisco. Der Kurznachrichten-Dienst Twitter, der an der Wall Street nach einer stürmischen Romanze in Ungnade gefallen ist, vertraut seine Zukunft Mitgründer Jack Dorsey an. Seine Amtszeit als erster Twitter-Chef war ein Reinfall - doch seitdem soll er viel erfahrener geworden sein. Twitter hofft auf die Vision von Mitgründer Jack Dorsey, um das zuletzt schwächelnde Wachstum wieder in Schwung zu bringen. Der 38-Jährige, der den Kurznachrichten-Dienst bereits seit Juli kommissarisch führte, wurde am Montag zum ständigen Chef ernannt. Er werde auch weiterhin an der Spitze des von ihm gegründeten Bezahldienstes Square bleiben, teilte Twitter am Montag mit. Der Twitter-Verwaltungsrat hatte anfangs erklärt, man suche einen Chef, der sich nur einem Unternehmen widme.
"Chaotischer Stil"
Dorsey stand bereits an der Twitter-Spitze, seit der langjährige Firmenchef Dick Costolo Ende Juni den Posten aufgab. Er gilt als federführender Erfinder des Twitter-Konzepts und war der erste Chef der 2006 gestarteten Firma. Allerdings wurde ihm damals laut Medienberichten ein chaotischer Führungsstil vorgeworfen. Schon 2008 wurde Dorsey durch Evan Williams, einen anderen Mitgründer, ersetzt.
Danach gründete Dorsey Square, das mithilfe von Karten-Lesegeräten Smartphones und Tablets zu Kassen-Geräten macht. Laut Medienberichten will Square bis Ende des Jahres an die Börse gehen. Dorsey wird zugetraut, bei Square genug Management-Erfahrung gesammelt zu haben, um das Steuer bei Twitter herumzureißen.
Anleger beruhigen
Er muss bei Twitter das Vertrauen der Anleger wiedergewinnen, die unzufrieden mit dem Wachstumstempo des Twitter-Geschäfts sind. Die Aktie kostete noch im April mehr als 50 Dollar (44,80 Euro), dann stürzte sie nach enttäuschen Quartalszahlen steil ab und dümpelt seitdem bei rund 25 Dollar herum. Dorsey selbst trug im Juli dazu bei, dass das Kurs im Keller bleibt. In einer Telefonkonferenz bereitete er Investoren auf ein schwaches Wachstum in den nächsten Monaten vor. Twitter hängt bei zuletzt 316 Millionen aktiven Nutzern im Monat fest, während Facebook inzwischen rund 1,5 Milliarden Mitglieder hat. Die Nutzerzahlen sind relevant, da sich Twitter genauso wie Facebook vor allem über Werbeanzeigen finanziert: Je mehr Nutzer es gibt, desto größer die potenziellen Einnahmen. Nach der Ankündigung, dass Dorsey ständiger Chef wird, legte die Twitter-Aktie vorbörslich um gut ein Prozent zu. Allerdings hatte der Kurs schon vergangene Woche einen Satz gemacht, nachdem es in Medienberichten hieß, Dorsey werde den Job dauerhaft behalten. (APA)
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