Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
IST DER RUF … Der Journalist Hubert Seipel galt bisher als einer der westlichen Russland-Experten. Kaum jemand aus dem Westen und schon gar nicht jemand aus den Medien hatte so einen guten Zugang zu Putin; er durfte mehrere Bücher über den russischen Präsidenten schreiben – bei einer Buchvorstellung war Putin sogar selbst anwesend –, und praktisch alle relevanten deutschen Medien und hier vor allem die öffentlich-rechtlichen haben ihn viel und gerne eingeladen, seine Expertise in deren Kanälen zu präsentieren.
Recherchenetzwerk deckt Zahlungen auf
Wie nun eine Recherchegemeinschaft unter dem Namen „Cyprus Confidential”, initiiert vom ZDF und dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), um fragwürdige Geschäfte, die über das EU-Land Zypern laufen, aufzudecken, enthüllte, wurden Seipels Buchprojekte direkt von Menschen im Umfeld Putins mit mehreren Hunderttausend Euro gesponsert.
Das ist aber nur das halbe Problem, weil: Seipel hat diese Zahlungen nie offengelegt und das ist das noch größere Problem, denn eine der obersten Maximen von Journalistinnen und Journalisten muss die Transparenz sein, die zeigt, dass man keinem Interessenskonflikt unterliegt mit dem, was man tut und schreibt, sprich, dass keine versteckten Motive hinter einer Story stecken, sondern dass es genau darum geht, worüber in einer Geschichte geschrieben wird.
Seipel tat das Gegenteil und log sogar, als er in einer Talkshow nach möglichen Zahlungen aus Russland an ihn gefragt wurde.
Der Schaden für ihn persönlich, aber auch für den Journalismus, ist enorm. Denn das größte Kapital der Medien ist ihre Glaubwürdigkeit.
Nicht umsonst wirkt das Wort „Lügenpresse” bei vielen Menschen nach, denn sie vertrauen mittlerweile lieber irgendwelchen dubiosen Telegram-Kanälen und Facebook als uns Medien – egal ob Öffentlich-rechtlich oder Privat.
Leider sorgen Individuen wie Seipel dafür, dass wir zum Teil selbst die Verantwortung für das schlechte Image tragen, welches wir nun haben.