••• Von Britta Biron
WIEN. „Die großen Internetplattformen wie Google & Co. machen schon lange ein exzellentes Geschäft mit dem Content der kreativen Köpfe. Jetzt muss von deren Wertschöpfung ein fairer Anteil bei den Urhebern ankommen. Die jüngste Abstimmung im Europäischen Parlament ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem zeitgemäßen Urheberrecht”, erklärte Günter Schönberger, Geschäftsführer der Bildrecht GmbH, anlässlich der Urheberkonferenz in Wien.
Auch beim Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ), dem Verband der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI), dem Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) und dem Fachverband Film- und Musikwirtschaft (FAMA) sieht man den kürzlichen Konsens als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.
Praktikable Lösungen
„Europa muss jetzt Stärke zeigen und sicherstellen, dass die US-Konzerne das Ergebnis in der Nachspielzeit nicht mehr umdrehen können”, mahnt VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger, diese Linie auch in den Trilog-Verhandlungen zwischen Rat, Kommission und Parlament beizubehalten, die, so Bundesminister Gernot Blümel in seiner Eröffnungsrede der Medientage 2018, möglicherweise bereits heuer starten.
„Es geht den Urheberrechtsgesellschaften darum, gemeinsam zu europaweiten, praktikablen Lösungen zu kommen, die für Urheber und User gleichermaßen sinnvoll sind”, so Schönberger.
Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel der bereits seit mehreren Jahren bestehenden Rechtevereinbarung zwischen der AKM und Spotify. Hier beliefen sich die Lizenzumsätze im ersten Halbjahr 2018 auf knapp 22 Mio. € bei rund 800.000 Nutzern. Für die Musikvideos, die im gleichen Zeitraum von mehr als zwei Mio. Usern auf You Tube gestreamt wurden, betrug die Vergütung dagegen nur 1,4 Mio. €. Damit liegt der Userdurchschnitt von Spotify bei 27 €, jener von YouTube aber nur bei mageren 66 Ct.
EU-Bürger sind für …
Solche Kollektiv-Lizensierungen durch die zuständigen Verwertungsgesellschaften, die unter anderem auch in den skandinavischen Ländern bereits erfolgreich eingesetzt werden, hält etwa Vincent van den Eijnde, Präsident des Dachverbands der europäischen Bildgesellschaften (EVA), für ein probates Mittel, um künftig für mehr Gerechtigkeit beim Copyright zu sorgen.
Vorausgesetzt, die Teilnehmer an den Trilogverhandlungen geben etwas auf die Meinung der europäischen Bevölkerung zu diesem heißen Thema, sollte das Ergebnis ganz im Sinne der Kreativen sowie der Medien-, Musik- und Filmbranche ausfallen.
Vor Kurzem hatte das Meinungsforschungsinstitut Harris Interactive 6.600 EU-Bürger über 18 Jahre zu ihrer Meinung über die Copyright-Vergütung der Technologie-Giganten befragt: 66% halten diese für unfair, 77% sind für die Einführung klarer EU-Vorschriften, und für 81% ist es selbstverständlich, dass Google, Facebook & Co für die Nutzung von Inhalten zahlen sollten.
… klare Vorschriften
„Wenn sich die überwiegende Mehrheit der Europäer für den Schutz der Urheber ausspricht, kann sich die Politik diesem Wunsch nicht entziehen. Das Ja zum Copyright Directive bedeutet ein Ja zur kulturellen Vielfalt im digitalen Zeitalter. Entscheidend ist nun, dass der wesentliche Kern der Richtlinie, die Verantwortung der großen Online-Plattformen, in den weiteren Verhandlungen nicht verschwindet”, sagt Gernot Graninger, Generaldirektor der AKM.
Das sieht die Bevölkerung aber kritisch: Befragt nach dem Kräfteverhältnis zwischen den Kontrahenten, glauben 67% der Befragten, dass die US-Technik-Konzerne mächtiger sind als die Europäische Gemeinschaft.