Ein Zurück in düstere Zeiten
MARKETING & MEDIA Redaktion 07.02.2025

Ein Zurück in düstere Zeiten

Würden wir nicht permanent vergessen, was wir einmal wussten, wäre es einfacher. Und besser.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

VERGLEICHEND. Wussten Sie, dass Alexander von Humboldt schon um das Jahr 1800 den von Menschen verursachten Klimawandel beschrieben und vor der Abholzung des Regenwalds gewarnt hat? Er hatte die Folgen kolonialer Plantagenwirtschaft beobachtet, analysiert und beschrieben. Dass der Universalgelehrte unser heutiges Verständnis von Natur und Umwelt maßgeblich geprägt hat (Die Erde ist ein einziger Organismus, alles hängt mit allem zusammen)? Auf präziser Beobachtung und Mathematik basierende Wissenschaft hatte damals ihren Siegeszug angetreten. Die viel diskutierten Themen der Zeit waren Vernunft, Bildung, Erziehung und Toleranz. Aufklärung nannte sich das Zeitalter.

Man vergleiche es mit den Strömungen, die fast 230 Jahre später wieder überhand nehmen – die von vielen Akteuren sorgfältig kultivierte Wissenschaftsfeindlichkeit, die Rücksichtnahme auf die vom Dunning-Kruger-Effekt beeinträchtigten lauten (Noch-)Minderheiten, die Sympathie für die Rückkehr der starken Männer … Es ist eine seltsame Rückkehr in düstere Zeiten.

Und jetzt nach Österreich

In Österreich laufen Regierungsverhandlungen. Die längsten bis dato. Bildung, Forschung und Entwicklung waren in Österreich lange Jahre unterdotiert – oder die Mittel werden, im Fall der Bildung, nach weitgehend überholten Kriterien eingesetzt. Eine Folge dessen: Momentan hakt’s nicht an der Reform des kollabierenden Gesundheitssystems, am Ausbremsen der Pensionskostenlawine, an den notwendigen „grünen” Investments, um wenigsten den EU-Pönalen zu entgehen, an den mangelnden Ganztagskinderplätzen, an einer Wirtschaftspolitik, die dem krisengeschüttelten Land aus der Malaise hilft … Nein, es geht um die Besetzung der Posten des Finanz- und Innenministers und darum, ob die Beziehung zur EU sowie die Kultur- und Medienszene jetzt endlich ruiniert werden darf. Und wenn ja, von wem. Feiner Zugang.

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