Eine Glücksdosis Facebook-Content
© Benedikt Weiss
Friedemann Karig (Marketing Natives Speaker), Jenny Fellner (Madonna), Martin Gaiger (Kurier Digital), Roland Trnik (Spinnwerk).
MARKETING & MEDIA 11.12.2015

Eine Glücksdosis Facebook-Content

„Es steht nicht in der Bibel, dass es Zeitungen auf gedrucktem Papier geben muss”, meint Friedemann Karig als Speaker bei den Marketing Natives.

••• Von Marcus Schuller

WEN. Der „Prosumer” von heute rezipiert nicht nur Medieninhalte, sondern gestaltet diese zeitgleich auch mit. Darüber diskutierten die Marketing Natives (powered by DMVÖ), die junge Nachwuchsplattform für junge Marketing-Experten, am 16. November.

Zum Thema „We, the Media. Me, the Content” waren prominente Podiumsgäste wie Kurier Digital-Geschäftsführer Martin Gaiger, Madonna-Herausgeberin Jenny Fellner, der freie Autor und Speaker Friedemann Karig und ­Roland Trnik, Managing Partner von Spinnwerk, geladen, die über Rezipienten der Gegenwart sowie über die Rolle von Bloggern in der Medienwelt sprachen.

Inszenierte Online-Realität

„Lügen sind mit dem Digital-Bereich enorm gestiegen, weil das digitale Zeitalter zum Lügen verleitet”, meinte Karig in seiner Keynote und veranschaulichte seine These anhand eines Beispiels der niederländischen Bloggerin Zilla Van den Born, die eine fünfwöchige Thailand-Reise inszenierte und ­ihre Familie als Teil eines Uniprojekts bewusst hinters Licht führte. „Die Welt ist ein pulsierendes Herz an Information, da das Internet ­niemals stillsteht”, erklärte der ­Autor unsere „Always On”-Gene­ration.

Seiner Meinung nach treiben wir oft bewusst Schindluder mit der Wahrheit, da es schlichtweg Balsam für die Seele ist. Das menschliche Belohnungssystem reagiert auf ein Dutzend Facebook-Likes eines leicht bearbeiteten Urlaubsfotos mit der Ausschüttung des Glückshormons Dopamin – vergleichbar mit dem Verzehr einer halben Tafel Schokolade.
Gaiger hielt fest, dass sich digitale Medien und Offline-Kanäle immer mehr miteinander verschränken. Online ist und bleibt jedoch das größte Medium, da 87% der Österreicher online sind.

Fehler als Chance

Die Tatsache, dass jeder Online-Informationen nützt, aber keiner dafür bezahlen möchte, sei vergleichbar mit der Musikindustrie: „Starke Marken werden sich durchsetzen, und wir werden künftig für guten Qualitätsjournalismus bezahlen.

Noch vor einigen Jahren rühmte man sich mit Gratis-Musikdownloads, doch nun ist das Zeitalter von Spotify und Co angebrochen.” Im Online-Bereich sieht Gaiger Fehler als Chance. Man kann online zwar rasch ins Fettnäpfchen tappen, jedoch seien Fehler auch dazu da, um daraus zu lernen. Trnik warf die Frage auf, ob Blogger das Medium seien, wie sie sich von „wahren” Journalisten unterscheiden und leitete in eine Diskussionsrunde über. „Die journalistische Integrität eines Bloggers kann nicht mit der eines Qualitätsjournalisten ver­glichen werden”, hielt Karig fest.
Dass man im Web kaum reich und unabhängig werde, nannte Gaiger als möglichen Erklärungsansatz. Ein durchschnittlicher, österreichischer Blogger verdient weniger als 500 € pro Monat. Jedoch haben Blogger in den letzten Jahren eine neue Aufmerksamkeit und Erzählform geschaffen, mit der sie sehr nah an ihrer Leserschaft dran sind. Diese These spricht auch für die Tatsache, dass sich große Medienhäuser junge Blogger ins Haus holen, um das scheinbar verlorene Terrain aufzuholen.

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