Eine Pandemie in analogen Zeiten?
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.09.2021

Eine Pandemie in analogen Zeiten?

Hätte die Welt in Corona-Zeiten ohne ­Digitalisierung funktioniert? Ich sage ja.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

ZEITERSCHEINUNG. In einem kürzlich im Standard erschienenen Interview mit dem Schweizer Autor Rolf Dobelli („Die Kunst des digitalen Lebens”) meinte A1-Chef Thomas Arnoldner: „Corona hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung ist. Jeder von uns male sich aus, wie wir vor zehn oder zwanzig Jahren ohne Digitalisierung durch diese Krise gekommen wären – es wäre viel schwieriger gewesen.”

Ja, das stimmt, aber vor zehn und vor allem vor zwanzig Jahren war die Welt auch eine ganz andere – und sie war vor allem noch lange nicht so vernetzt und beschleunigt wie heute. Es gab kein iPhone, Twitter ebenso nicht, Facebook steckte ein seinen Kinderschuhen, und der Social Media-Markt wurde von MySpace (wer erinnert sich noch?) dominiert, welches sicherlich alles andere war als eine Propagandaschleuder (und 9/11 war da schon) wie Facebook, Twitter & Co, sondern ein niedlicher Online-Platz, auf dem junge Menschen sich und ihre Welt vorstellten.

Ja, heute hilft uns die Digitalisierung seit mittlerweile 19 Monaten, unser privates und vor allem unser Wirtschaftsleben zu organisieren und am Laufen zu halten, aber die Ansprüche an uns selbst und unsere globalisierte Welt sind in den letzten zwanzig Jahren auch enorm gestiegen.

Von instant coffee zu instant communication

Früher gabs vielleicht nur den Pulverkaffee, der nach circa zehn Sekunden fertig sein musste, heute ist es fast alles, das quasi in der Sekunde erledigt sein muss.

Ich will das an einem schönen Beispiel verdeutlichen: Letztens sprach ich mit einem jungen Mann von 19 Jahren und erzählte ihm von der Zeit ohne Mobiltelefon, aber dafür mit Anrufbeantworter, wo man erst am Abend beim Heimkommen wusste, wer einen untertags versucht hatte zu erreichen.
Sein ungläubiges Staunen über eine Welt ohne iPhone und E-Mail war groß, doch dann sagte er etwas sehr Kluges: „Ja, aber dafür hat auch niemand sofort eine Antwort von dir erwartet.”

Und recht hat er.

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