Eine proaktive Reinwaschung
MARKETING & MEDIA Redaktion 06.09.2019

Eine proaktive Reinwaschung

Die ÖVP will gehackt worden sein und sagt deshalb: Alles über sie Geleakte könnte manipuliert sein.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

LIVE IS LIFE. Wir erinnern uns noch alle an die hastig anberaumte Pressekonferenz der ÖVP, bei der behauptet wurde, gefälschte Mails mit problematischem Inhalt seien im Namen der ÖVP verschickt worden. Wirklich überprüfbare Belege für diese Behauptungen blieb man den Journalisten bis heute schuldig.

Einer Berichterstattung des Standard, dem Spenderlisten der ÖVP zugespielt worden waren, und die er veröffentlichen wollte, kam man in der ÖVP zuvor, in dem man sie selbst publik machte.
Und gestern ist wieder etwas passiert. Knapp nachdem der Falter über mögliche absichtliche Wahlkampfkosten-Überschreitungen der ÖVP berichtet hatte (es gilt die Unschuldsvermutung), rief die ÖVP zu einem Pressegespräch, bei dem man behauptete, man sei Opfer eines Hacker-Angriffs geworden, bei dem Daten von ÖVP-Servern gestohlen oder manipuliert oder auf den Server der ÖVP sogar hinzugefügt worden sein könnten. Sprich, alles, was sich dort befindet und publik wird, könnte manipuliert sein – vor allem dann, wenn es die ÖVP belastet. Wie eben die vom Falter geleakten Pläne über die Wahlkampf-Ausgaben.
Wie praktisch!

Aussperren von Journalisten

Als quasi Nebenschauplatz der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz hat sich noch etwas aus meiner Sicht Problematisches ereignet.

Der Presse-Termin, bei dem alle wesentlichen Medienvertreter bis hin zum ORF dabei sein durften und bei dem auch Video-Aufnahmen möglich waren, wurde aber zu einem „Hintergrundgespräch” umtituliert (aus dem hinausgetwittert wurde), womit man sich aussuchen konnte, welche Journalisten man zulässt und welche nicht, und prompt durfte u.a. Falter-Kollegin Barbara Tóth nicht hinein.
An dieser Stelle nur eines: Die einzige richtige Reaktion der restlichen Kollegen wäre ein Verlassen des Pressetermins gewesen – ein in Deutschland oder den USA üblicher solidarischer Vorgang unter Kollegen. Aber leider eben nur dort.

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