Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
LAST CALL. Der Weltfrauentag wird erst kommende Woche begangen, aber das Thema an sich ist inzwischen dermaßen Wald-und-Wiesen, dass es einen selten in inhaltliche Verlegenheit bringt. Anspruchsvoll darf man halt nicht sein.
Ein kurzer Abriss der Meldungslage im sich verdichtenden Presseaussendungsfinale zum 8. März: „Geld-Regeln”, weil „Frauen, die in Beziehungen leben, Geld-Angelegenheiten oft ihren männlichen Partnern überlassen”; hier kommen zumindest Frauen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, ungeschoren davon. Weiter geht’s mit Tipps für „Top-Chancen im Beruf”. Das ist ein Evergreen, „fesselnder Auftritt” inklusive. „Gleichstellung von Frauen in Führungsebenen” ist inzwischen ein bissl ein redaktioneller Ladenhüter, so wie die Zahlenspielchen zum Thema „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit”, die halt schon Johanna Dohnal umgetrieben haben. Die alljährlich vor den Iden des März geschürte Empörung kommt inzwischen eher provokant denn hilfreich an. Bei Weitem origineller als die zweckgewidmeten Aktionen sind die Dinge, die sich nur zufällig im kalendarischen Umfeld des Frauentags ereignen.
Laut einem Bericht des Standard ist im Zuge der neuen strategischen Vorgaben des Sozialministeriums für das Arbeitsmarktservice das bisherige Ziel, dass 50 Prozent der Arbeitsmarktförderung an Frauen gehen soll, gestrichen worden. Wiewohl sich „faktisch nichts ändern” soll, heißt es aus dem Ministerium. Das ist in diesem Kontext eine spannende Aussage – und lässt eigentlich nicht allzu viel Interpretationsspielraum offen.
Getoppt werden diese Pläne von der Strategie, die „konkreten Arbeitsmarktchancen” von Frauen zu erhöhen. Das Sozialministerium will „echte Wahlfreiheit” ermöglichen, ob Frauen bei den Kindern bleiben oder arbeiten wollen. Stichwort für die, die trotz echter Wahlfreiheit stur auf Karriere beharren: „Qualifizierte Teilzeitstellen”. Meine Damen, das könnte noch heiter werden.