Einsatz, der einen Unterschied macht
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MARKETING & MEDIA Redaktion 13.12.2019

Einsatz, der einen Unterschied macht

Katharina Nirtl hat sich mit brandfan auf die Pharmabranche spezialisiert. Aus Zufall, aber auch aus Überzeugung.

••• Von Laura Schott

Mit ihrer Full-Service-Agentur brandfan hat sich Katharina Nirtl auf ein ganz besonderes Gebiet spezialisiert: die Pharmabranche. Neben langjährigen Kunden aus dem Consumer-Good-bereich wie Dr.Oetker zählen bekannte Namen wie Roche und Pfizer ebenso zu ihrem Kundenportfolio wie Start-ups und Bildungseinrichtungen aus dem Pharma- und Gesundheitswesen. Was sie an dieser Branche fasziniert und welche Besonderheiten der Pharmamarkt hinsichtlich der Kommunikation aufweist, erzählt Katharina Nirtl im Interview mit medianet.


medianet:
Frau Nirtl, das Jahr ist bald vorbei; welche Meilensteine gab es denn für Sie mit brandfan 2019?
Katharina Nirtl: 2019 war ein sehr gutes Jahr für uns. Es war eigentlich durchgehend stressig, was gut ist. Wir haben vor allem unsere Bestandskunden, die zu gut 50 Prozent aus der Pharma­branche kommen, in neuen Feldern betreut und mit ihnen Ärztefortbildungen, Mitarbeiterveranstaltungen, Expertenmeetings, Launch-Veranstaltungen und vieles mehr umgesetzt.

Während es früher meist so war, dass die Inhalte vom Kunden vorgegeben wurden, gehen wir jetzt immer mehr dazu über, auch Content für unsere Kunden zusammenzustellen. Was großartig ist, denn Content so aufzubereiten, damit er auch wirklich wahrgenommen wird, ist eine wichtige Komponente – und das ist, glaube ich, eine große Stärke von uns.


medianet:
Content Creation ist ja das Stichwort in den Agenturen, vor allem in solchen, die viel below-the-line operieren.
Nirtl: Content Creation wird immer wichtiger und ist gerade bei den Kunden, die man schon lange betreut, eine wirklich gute Sache. Ich kenne meine Kunden sehr gut und habe mir über all die Jahre zu vielen Themen eine Meinung gebildet und zahlreiche Ideen für Verbesserungen. Früher haben die Kunden eher gesagt ‚Kümmert euch darum, dass es schön aussieht, der Content ist unsere Sache', heute werden wir viel mehr in diese Rolle eingebunden.

medianet:
Spielt es dabei auch in der Pharmabranche eine Rolle, dass es immer mehr Kanäle gibt, über die Content ausgespielt werden kann?
Nirtl: Beim Großteil unserer Projekte im Pharmabereich geht es mehr um die Inhalte bei den Veranstaltungen vor Ort. So innovativ die Branche ist, was die Gestaltung von Fortbildungen angeht, sind diese teilweise noch etwas verstaubt. Die Inhalte sind toll, aber die die Aufbereitung und Optik sind leider oft weit entfernt von schön. Doch gerade wenn es darum geht, dass wichtige Inhalte gemerkt werden, kann man mit Optik und Prägnanz noch wirklich viel bewegen.

medianet:
Nach den Boom-Jahren des Internets ist in der Branche wieder eine gewisse Reserviertheit eingetreten, es wird wieder mehr Wert auf das Physische gelegt. Wie erleben Sie das bei Ihren Kunden?
Nirtl: Grundsätzlich ist das definitiv so, aber auch hier unterscheidet sich die Pharmabranche von anderen. Denn im medizinischen Bereich waren die gedruckten Dinge nie weg, Print hatte immer eine hohe Bedeutung. Aus diesem Grund haben wir auch einen eigenen Producer im Haus, der sich darum kümmert, dass die Printprodukte so aussehen, wie sie aussehen sollen. Standardprodukte über Online-Druckplattformen zu bestellen, entspricht nicht unserem Anspruch.

medianet:
Ist das Thema Content Creation nicht gerade im Bereich Pharma ein sehr heikles?
Nirtl: Ja, absolut. Bei uns geht es eher darum, wie vorgegebene wissenschaftliche Inhalte prägnanter darstellbar sind. Wir eröffnen Perspektiven, wie dieser Inhalt aufbereitet und greifbar gemacht werden kann.

medianet:
Mit Ihrer Agentur können Sie im Grunde alles, was ein Pharmaunternehmen braucht, abdecken – den gesamten klassischen, aber eben auch den Eventbereich.
Nirtl: Das einerseits, und andererseits sind wir auch schmerzbefreit, wenn es darum geht, etwas nicht zu tun. In meinen Augen ist es nicht sinnvoll, die Ellbogen auszufahren und sich an Teile eines Projekts zu klammern. Wir sind kompatibel. Es macht für mich keinen Unterschied, wer was macht – es gibt ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Linie. Ich sage auch manchmal zu Kunden ‚Ihr habt doch jemanden, der das machen kann'. Dann schaut der Kunde meistens komisch (lacht).

medianet:
Diese Positionierung als eher kleinere, dafür sehr flexible Agentur ist in den letzten Jahren für viele zum Erfolgsrezept geworden. Liegt das an der persönlichen Betreuung?
Nirtl: Davon bin ich überzeugt. Mein Wort gilt einfach: Wenn ich jemanden sage, dass ich mich darum kümmere, dann ist das so und das wissen meine Kunden. Jemand, der in einer großen Agentur arbeitet, kann ein noch so guter Kontakter sein, aber es ist eben nicht seine Firma. Und meistens gibt es auch keine vernünftigen Beteiligungsmodelle, die den Mitarbeitern zeigen, dass sich mehr Einsatz auszahlt. Das ist bei uns anders: Es gibt kein Projekt, an dem ich nicht maßgeblich beteiligt bin. Und das muss am Ende des Tages einen Unterschied machen.

medianet:
Die Marketingabteilungen sind im Pharmageschäft in den letzten Jahren ein wenig kleiner geworden, viele Dinge wurden aus den großen Märkten wie Deutschland oder UK übernommen. Es macht aber den Eindruck, als würde hier wieder eine gewisse Gegenbewegung stattfinden. Ist das so?
Nirtl: Das würde ich auch so sehen. Noch vor einigen Jahren haben wir oftmals fixfertige Dinge vorgesetzt bekommen, die wir maximal ein wenig adaptieren konnten. Jetzt ist die Nachfrage nach hausgemachten Dingen für Österreich wieder vermehrt da. Der Österreicher ist eben ein Österreicher, der will keine Sachen aus Deutschland übernehmen.

medianet:
Wie lauten Ihre Pläne für das kommende Jahr?
Nirtl: Noch weiter in die Internationalisierung zu gehen. Das ist etwas, was mich wirklich juckt und was vor allem in der Pharmabranche sehr spannend ist. Wobei es mir hier eher um Fortbildungsveranstaltungen und etwa die Einbindung internationaler Experten geht, als um klassische Werbematerialien. Denn genauso wie ich mich freue, dass wir in Österreich jetzt wieder mehr selbst kreieren und nicht internationale Vorgaben bekommen, gilt das für alle anderen genauso, und das ist auch zu respektieren.

medianet:
Wie kam es überhaupt zu dieser Spezialisierung auf die Pharmabranche?
Nirtl: Das war keine bewusste Entscheidung, es hat sich mehr oder weniger zufällig entwickelt. Ich finde es eine extrem spannende Branche und ich muss auch sagen, dass ich im Zweifel meinen Einsatz lieber dort hineinstecke, wo ich das Gefühl habe, dass es einen großen Unterschied macht für Menschen. Und auf dieser Liste steht die Medizin ganz weit oben.

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