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Das war im Oktober 2018 das erste von kraftwerk-Eigentümer Heimo Hammer initiierte Fast Forward Forum, bei dem ein Wochenende lang Austausch und neue Ideen statt Frontalvorträge auf dem Programm standen. Gestern Abend wurde das dazugehörige Buch „Fast Forward Files” präsentiert. medianet sprach mit Heimo Hammer.
medianet: Herr Hammer, was war und ist der Sinn hinter Event und Buch, und was darf man sich noch erwarten?
Heimo Hammer: Die Grundidee war einfach: Konferenzen inspirieren und danach verpufft es, Bücher inspirieren und danach verpufft es. Viele Top-Manager laufen von einem Event zum anderen und versuchen wie alle braven Top-Manager, 60 Bücher im Jahr zu lesen. FFF steht für kleine, intelligente Zellen, maximal 35 Thinker, die an drei Tagen Themen und Ideen unplugged und ohne Stress austauschen. Es geht nicht um Speed, es geht um das aktive Zuhören, um das Hinterfragen der eigenen Sichtweise und um das Lernen von anderen.
Der Event hat aus einer Gruppe von 30 völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten eine Gruppe von 30 Thinkern gemacht, die sich über Bots, Chats, WhatsApp, Web, etc. seit drei Monaten laufend austauschen. Es geht um den Prozess dahinter und nicht nur um das Gesagte beim Event. Das Buch ist ein Versuch, acht Themen von 29 Menschen zu ‚stressen', zu hinterfragen und zu vernetzen. Es soll Leute inspirieren, ihre Themen und Ideen ebenfalls miteinzubringen und Teil des Experiments zu werden.
medianet: Was ist in puncto Inhalt beim Forum passiert, und welche Schlüsse kann man daraus ziehen?
Hammer: Das Experiment ist ‚erfolgreich gescheitert'. Wir haben acht Themen vorbereitet und versucht, jedes Thema auf den Punkt zu bringen und zu vernetzen. Das Ergebnis ist, dass sich eine Gruppe von Menschen gebildet hat, die permanent kommuniziert. Man könnte sagen, dass der Prozess wichtiger als das Ergebnis ist. Auf der Suche nach den Antworten auf die existenziellen Fragen unserer Gesellschaft und Wirtschaft haben wir festgestellt, dass das Ei des Kolumbus nicht zu finden ist, aber Technologie und Mensch einander so stark wie nie zuvor beeinflussen. Das Thema Innovation wird heutzutage auch völlig falsch verstanden und gelebt. Man investiert Geld in technische Projekte, in der Hoffnung, damit Fortschritt zu kaufen. Innovation bedeutet aber, dem Neuen in allen Bereich Raum, Platz, Zeit und Geld zu geben. Es erfordert neues Denken.
medianet: Vor wenigen Tagen ging in Davos ein ähnlicher Gipfel, wenn auch in einer anderen Dimension, zu Ende, wo man sich mit wesentlichen Fragen unserer Gesellschaft beschäftigt hatte. Man könnte trotzdem den Eindruck gewinnen, dass wir uns thematisch im Kreis drehen, da, so manche Kritiker, außer ein paar aufgeweckten Geistern niemand den Ernst der Lage erkennt, in der wir uns alle befinden ...
Hammer: Die Gründungsidee von Davos/WEF – Welt Wirtschaftsforum ist wirklich beeindruckend. Ein exklusiver Kreis von Personen, ein paar Tage, und man vernetzt sich persönlich und thematisch. Heute werden in x-Panels Hunderte Themen ‚gestressed', weil man versucht, möglichst alle wichtigen Themen zu behandeln. Banal gesagt, zu viel des Guten. Davos hat die Zukunft bereits hinter sich, Davos wurde Opfer des eigenen Erfolgs. Ich würde sagen, Quantität statt Qualität. Interessanterweise wurde heuer mehr darüber berichtet, wer nicht kommen kann, als worüber eigentlich wirklich gesprochen werden soll.
medianet: Gibt es schon Pläne für ein weiteres Forum in diesem Jahr?
Hammer: Das kommende FFF Forum wird diesen Oktober in Italien stattfinden. Die Themen haben sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt. Wir werden vier Themen vertiefen und vier Themen neu einbringen. Damit schaffen wir den „Perpetuum mobile-Effekt”, dass sich bestimmte Themen von selbst weiterspinnen und entwickeln und vier Themen neue Räume für andere Sichtweisen und Persönlichkeiten eröffnen. (fej)