Es dominiert die Ratlosigkeit
MARKETING & MEDIA Redaktion 09.10.2020

Es dominiert die Ratlosigkeit

Das Virus knabbert an der Reputation von Politik und Medien. Skepsis führt zu Resignation.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

ABSTURZ. Die anfangs von Euphorie getragene Zustimmung zu den Regierungsmaßnahmen angesichts der Coronakrise ist in der österreichischen Bevölkerung seit März deutlich gesunken. Nur noch 53% sind der Meinung, dass die Regierung mit der Krise richtig umgeht, 91% waren es Ende März. Das verrät eine am Donnerstag präsentierte Studie, die Gallup in Kooperation mit dem Medienhaus Wien erstellt hat. „Verunsicherung, Müdigkeit, Ratlosigkeit” konstatieren die Meinungsforscher. Spannend ist: Am positivsten fällt innerhalb der Politikerriege der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober auf (46% der Nennungen). Dass „seine” Ampel direkt von der Premiere in die Bedeutungslosigkeit stürzte, tat dem keinen Abbruch.

Währenddessen fiel Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) von 80% im März fast ins Bodenlose: 41% verzeichnet er jetzt, obwohl er in den Pressekonferenz-Dramoletten die Bühne längst anderen überlassen hat.
Das Schicksal jener, denen das Virus jetzt langsam zuzusetzen beginnt, teilt er mit den Medien: Zumindest ein Viertel der Befragten betrachtete die Medien im März als Helfer in der Not, gestand ihnen zu, dabei zu unterstützen, „die Gefahren zu erkennen” und „die Krise einzudämmen”. Jetzt gilt, die Medien hätten „eher Panik verbreitet als geholfen” (21%). „Wenn die Medien lediglich als Überbringer der jeweiligen politischen Botschaft wahrgenommen werden und wir Skepsis gegenüber den Regierungsmaßnahmen haben, dann färbt diese Skepsis auf den Überbringer ab”, kommentierte das die Leiterin des Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz.
Hm. Übersetzt hieße das, dass die kritische Reflexion der Regierungsmaßnahmen durch die Medien deren Glaubwürdigkeit per Rückkopplung noch zusätzlich untergräbt. Da beißt sich jetzt die Katze in den Schwanz.
Der derzeitige Trend, ausgerechnet jene Expertinnen und -experten ins Rampenlicht zu schieben, die vehement die Corona-Verdrossenen bedienen, könnte übrigens ebenfalls noch nach hinten los­gehen.

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