„Es gibt zu viele sogenannte Experten”
© Manfred Fuchs (2)
Trend Powerbanks und Krawatten sind gefragte Werbemittel.
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 23.09.2016

„Es gibt zu viele sogenannte Experten”

Konrad Godec, Präsident des Verbands Österreichischer Werbemittelhändler, spricht sich für eine standardisierte Ausbildung aus.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. Die beliebtesten Werbemittel des Winters könnten Powerbanks, USB-Sticks oder hochwertige Textilien werden, wie Shirts oder Pullover, prognostiziert Konrad Godec, Präsident des Verbandes österreichischer Werbemittelhändler (VÖW). Diese und andere Themen im Interview mit medianet.

medianet:
Herr Godec, die Mission des Verband Österreichischer Werbemittelhändler ist, die Bedeutung des Werbeartikels nachhaltig zu fördern. Wie geht man das an?
Konrad Godec: Wir setzen einerseits auf aktive Öffentlichkeitsarbeit, um die Bedeutung des Werbeartikels einer möglichst breiten Basis näherzubringen. Andererseits arbeiten wir intensiv mit der Wissenschaft zusammen, beispielsweise mit der Wirtschaftsuniversität Wien. Vorlesungen bzw. Seminare, die von VÖW-Mitgliedern gehalten werden und Einblick in die Praxis liefern, stehen dabei genauso auf dem Programm wie gemeinsame, wissenschaftliche Studien.

medianet:
Was macht überhaupt einen guten Werbeartikel aus?
Godec: Das Ziel von Werbeartikeln ist es, eine Botschaft bzw. eine Marke zu transportieren – und zwar direkt in die Hände potenzieller Kunden. Ein Werbeartikel ist dann ‚gut', wenn er die richtige Zielgruppe im richtigen Einsatzgebiet erreicht. Der Empfänger hat so die Möglichkeit, mit einem oder gleich mehreren Sinnen diese Botschaft bzw. Marke zu erleben.

medianet:
Welche Rolle sollte ein Werbeartikel in der Kommunikationsstrategie einnehmen?
Godec: Der Werbeartikel ist genauso wichtig wie die Radio-/TV- und Printwerbung und vervollständigt jede Kommunikationsstrategie. Aus VÖW-Sicht wäre eine Drittelung des Budgets für Radio/TV, Print sowie Werbeartikel sinnvoll.

medianet:
Welche Unternehmen sollten auf Werbeartikel setzen? Gibt es hier eine Art goldene Regel?
Godec: Im Prinzip gilt: Jedes Unternehmen, das eine Marke (Firmenlogo) oder eine Botschaft transportieren möchte, sollte nicht auf Werbeartikel verzichten. Der richtige Werbeartikelfachmann ist in diesem Fall aber unabdingbar.

medianet:
Eines Ihrer Ziele ist, auch den Werbeartikelhandel als anerkannte Branche zu etablieren. Daraus lässt sich schließen, er ist es bisher noch nicht. Woran liegt das und wie soll eine Etablierung ermöglicht werden?
Godec: Es gibt – anders als in Deutschland und in der Schweiz – in Österreich keinen offiziellen Ausbildungsweg für den/die Werbeartikelfachmann/frau. Daraus resultiert, dass jeder von sich behaupten kann, ein Werbeartikelfachmann bzw. eine Werbeartikelfachfrau zu sein. So kann viel Schindluder betrieben werden, was sich schließlich auf den Ruf der gesamten Branche überträgt. Es gibt einfach zu viele sogenannte Experten, die ihren Kunden das Blaue vom Himmel versprechen und es dann einfach nicht halten können. Ein Werbeartikelexperte muss Wissen aus vielen Berufssparten mitbringen, damit ein gewisser Standard auch garantiert werden kann: kaufmännische Ausbildung, Speditionswesen, Grafik, Kommunikation, Lagerung und so weiter. Eine standardisierte Berufsausbildung würde die Spreu vom Weizen trennen.

medianet:
Welche Gefahren gehen von großen Onlinehändlern aus?
Godec: Dem VÖW ist natürlich klar, dass das Onlinegeschäft in der heutigen Zeit auch bei den Werbeartikeln nicht mehr wegzudenken ist. Wir geben allerdings zu bedenken, dass gerade in diesem Bereich vieles schiefgehen kann. Einerseits wird mit einer aggressiven Preispolitik um jeden Kunden gefeilt, andererseits wird auf die so wichtige Beratung größtenteils verzichtet. Es ist wichtig, dass der Kunde den passenden Werbeartikel bekommt, und dazu ist es einfach nötig, sich von einem Experten beraten zu lassen. Immer wieder sitzen nach verpatzten Geschäften Kunden bei VÖW-Mitgliedern und müssen zugeben, dass der Spruch ‚Wer billig kauft, kauft teuer!' leider auf viele Onlinehändler zutrifft.

medianet:
Welche Vorteile haben Mitglieder des Verbands?
Godec: Der Verband ist für seine Mitglieder der erste Ansprechpartner und Servicestelle, wenn es um branchenbezogene Inhalte geht. VÖW-Mitglieder werden kontinuierlich über aktuelle Themen und neueste Branchentrends auf dem Laufenden gehalten. Zudem werden sie über gesetzliche Neuregelungen bzw. Änderungen sowie über Compliance-Fragen informiert. Der VÖW vertritt die Mitgliederinteressen auch auf europäischer Ebene. Das jährlich stattfindende Sommermeeting hat sich als beliebter Branchen-Treff unter den Mitgliedern etabliert. Um das vom VÖW angestrebte hohe Niveau zu halten, müssen potenzielle Mitglieder auch strenge Aufnahmekriterien erfüllen.

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