Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
WAS WÄRE WENN. Das Coronavirus ist in der medialen Erregungskurve nach unten gerutscht – ein guter Zeitpunkt, um aktuelle Entwicklungen aufzugreifen. Eine Linzer Druckerei etwa bietet jetzt nicht-infektiöse Drucksorten an. Wie das funktioniert? Durch eine Beschichtung mit antibakteriellem Lack, die zu permanenter Entkeimung führt. Überflüssig? Chinas Banken schicken ihre Geldscheine in Quarantäne: Wie die chinesische Zentralbank mitteilte, desinfizieren die Banken derzeit gebrauchte Banknoten, versiegeln sie und lagern sie ein. Nun, wir hätten jedenfalls die Lösung.
Apropos Lösung: Im unvergleichlich empfehlenswerten Ratgeber „What if” von Randall Munroe beschäftigt sich der Autor mit der Frage, ob man mit einer einzigen Quarantänephase für alle nicht ein für allemal Schluss mit grippalen Infekten machen könnte. Erkältungskrankheiten basieren auf der Mensch-zu-Mensch-Verbreitung von Rhinoviren. Wenn sich also zu Beginn der nächsten Erkältungssaison jeder Mensch ein paar Wochen lang in Isolation begäbe, könnte man entweder erst gar nicht angesteckt werden oder aber das gesunde Immunsystem würde den Erreger niederringen und damit dessen Fortpflanzung letztgültig und irreversibel unterbinden. Dagegen spricht, dass die Wirtschaft die gleichzeitige Arbeitskarenz aller nicht verkraften würde. Dagegen spricht, dass, wenn wir die Erdpopulation gleichmäßig und in ordentlicher Nichtansteckungsdistanz (fairerweise an Land) über den Globus verteilen (jeder hätte etwa 77 Meter Platz zum „Nachbarn”), relativ viele Mitbürger in unwirtlichen polaren oder auch Wüstenregionen verharren müssten.
Ein weiterer Haken an der Geschichte: Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem besiegen die Viren eben nicht. In ihnen können sie, zwar beeinträchtigt, aber doch, lange Zeit vor sich hinschlummern. Kaum würden die ersten damit beginnen, die 77 Meter Distanz zu schließen, ginge das Ganze von vorn los. Fazit: Helfen könnte nur ein Impfstoff. Und eine Rationalitätsattacke bei Impfgegnern. Unwahrscheinlich.