Es wird dunkler im Herbst und Winter
© APA / Hans Punz
MARKETING & MEDIA Redaktion 23.09.2022

Es wird dunkler im Herbst und Winter

Strom sparen ist angesagt, doch hat dies auch Auswirkungen auf die Beleuchtung und Außenwerbung? Ein Rundruf.

••• Von Petra Stückler

WIEN. Die heimischen werbetreibenden Unternehmen wappnen sich für die dunklen Wintermonate. Angesichts der steigenden Energiepreise dürfte ein düsterer Herbst und Winter bevorstehen. Ist das wirklich so?

Jein. Laut einer aktuellen Umfrage des Handelsverbandes könnte es auf den Straßen des Landes gerade in der sonst so hell erleuchteten Vorweihnachtszeit täglich früher dunkel werden. Denn der heimische Handel unterstützt die Energie-Sparmaßnahmen der Bundesregierung nach besten Kräften, um eine potenzielle Gas- und Strommangellage in Österreich zu verhindern.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will sagt dazu: „Zusätzlich zu den bisherigen Bemühungen werden zwei Drittel der österreichischen Händler dieses Jahr auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten, drei Viertel der Geschäfte planen, die Raumtemperaturen auf 18-19° zu senken.”

Prioritäten bei Maßnahmen

Die Außenwerber sehen sich gut gerüstet. „Bei den Energieverbrauchern ist es ähnlich wie in der Moritat der Dreigroschenoper Bert Brechts: ‚Und die einen sind im Dunkel, und die anderen sind im Licht, doch man sieht nur die im Lichte, die im Dunkel sieht man nicht'”, möchte Andreas Allerstorfer, Sprecher der Berufsgruppe Ankündigungsunternehmen im Fachverband Werbung, vorbeugend und mit Augenzwinkern darauf hinweisen, dass die Außenwerbebranche zwar groß und leuchtend ihre Botschaften in der Öffentlichkeit präsentiert, der Fokus der Öffentlichkeit aber auf viele andere Energieverwerter zu richten sein wird, wenn es um Stromverbrauchseinspar­potenzial geht.

Allerstorfer weiter: „Viele der österreichischen Anbieter von Out-of-Home-Werbung haben in den vergangenen Jahren ihren Energieverbrauch stark reduziert und beziehen zu 100 Prozent grünen Strom. Die Unternehmen beschäftigen sich aufgrund der aktuellen Situation noch intensiver mit dem Thema.” Die Anbieter können nicht eigenständig und umgehend eine Nachtabschaltung entscheiden und durchführen. Solche Prozesse bedürfen einer intensiven Abstimmung mit den wichtigsten Stakeholdern und städtischen Institutionen, um die technische Umsetzbarkeit und Sicherheit abzuklären.

Die Sicherheit geht vor

Die Unternehmen hätten einen Sicherheitsauftrag im öffentlichen Raum: Die Werbeträger trügen wesentlich zur Beleuchtung der Straße, Gehsteige und Öffi-Wartehallen bei, wodurch eine Abschaltung vieler Standorte aus Sicherheitsgründen nicht möglich sei. Beleuchtete Straßen, Gehsteige oder Öffi-Stationen trügen außerdem aktiv dazu bei, Vandalismus zu vermeiden.

Die Vernetzung der Werbeträger mit dem öffentlichen Stromnetz stelle eine zusätzliche Herausforderung dar: Eine Entkoppelung sei bei vielen Standorten kurzfristig schlicht nicht möglich. Es können zudem Schäden an den Anlagen entstehen.
Dazu komme, dass Werbung speziell im öffentlichen Raum eine große Wirksamkeit aufweist, die für die österreichische Wirtschaft – gerade in Zeiten der Krise – enorm wichtig sei. „Es geht nicht nur um die Arbeitsplätze bei den Out-of-Home-Anbietern, sondern bei der gesamten Werbewirtschaft und bei allen Unternehmen, die Werbemaßnahmen setzen”, zeigt sich Allerstorfer besorgt.

Stimmungsvolle Beleuchtung

„Die Werbebranche ist gut beraten, wenn sie für die Beleuchtung einsteht, denn diese macht Stimmung. Wenn das Weihnachtgeschäft ins Wasser fiele, haben wir ganz andere Probleme”, meint Jürgen Bauer, Obmann der Fachgruppe Werbung der WKW.

Margarete Gumprecht, Spartenobfrau Handel in der WKW, dazu: „Klar ist, dass die Unternehmen auf Werbeaktivitäten nicht verzichten. Das zeigt zum Beispiel auch der Schulterschluss der Wiener Einkaufsstraßen, die sich für das Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung entschieden haben. Zugleich wird durch den verstärkten Einsatz von LED-Lampen und eine verkürzte Leuchtdauer der Stromverbrauch weiter reduziert. So leuchtete die Wiener Weihnachtsbeleuchtung letztes Jahr rund 660 Stunden, heuer wird die Einschaltzeit auf rund 360 Stunden reduziert, was einer Ersparnis von fast 45 Prozent entspricht.”

Zuversicht bei den Agenturen

Joachim Krügel, Geschäftsführer von Media1 und der Demner.Group, ist zuversichtlich: „Derzeit spüren wir noch nicht, dass Kunden geplante Aktivitäten für Herbst und Winter wegen der steigenden Kosten beschneiden oder canceln.”

Auch bei UniqueFessler ortet man derzeit noch keine Auswirkungen bei den Werbeaktivitäten der Kunden; allerdings sei ein ganzheitlicher Energiespar-Maßnahmenplan im Office der Agentur bereits in der Umsetzung, wie Jörg Fessler erzählt.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL