WIEN. Die Marketing Natives (powered by DMVÖ) luden am Donnerstagabend, dem 29. November zu Event #4 zum Thema „Digital Detox“ ein. Über 250 Besucher folgten dem Ruf der Nachwuchsplattform für junge Marketing-Experten in das A1 Headquarter. Monika Schmiderer (Autorin), Alexandra Stanic (Vice Österreich) und Lukas Merl (WienTourismus) sprachen darüber, wie ihr digitales Umfeld ihr analoges Leben beeinflusst und gaben ihre Expertise an die zahlreichen Besucher weiter. Das Fazit: Um produktiv zu sein, brauche es die richtige Balance zwischen dem Offline- und Online-Dasein.
Den thematischen Einstieg in den Abend machte Moderatorin Birgitt Kleinschek (Internal Communications Expert A1 Telekom) mit einer Frage an die Besucher: „Wer legt mindestens einmal am Tag bewusst sein Smartphone weg und erlaubt sich dabei kurzzeitig Digital Detox?” Die große Anzahl der nicht erhobenen Hände seitens des Publikums sprach für sich.
„Unser unbezahlter Zweitjob als Medienkonsument“
Monika Schmiderer (Autorin und Coachingexpertin) begann die Keynote-Serie mit dem Statement: „Man vereinsamt immer mehr hinter Bildschirmen.“ Die Informationsflut verleite zu Angst und dazu, etwas zu verpassen und durch jemanden, der noch schneller sei, ersetzt zu werden. Die Lösung laute einfach mal abzuschalten und den Stecker zu ziehen. Das Leben in der digitalen Manie werde immer häufiger zur digitalen Depression. Aus der wilden Gier müsse man ein klar definiertes Weniger machen. Durchschnittlich verbringen wir 37 Stunden der privaten Freizeit mit Fernsehen, Social Media und Online-Shopping. Das sei laut Schmiderer unser unbezahlter Zweitjob als Medienkonsument. Individuen hätten den Druck digital dazuzugehören und man zähle „Instafame“ zum digitalen Lebenslauf. „Offline zu sein, ist für den Menschen als analoges Wesen ein wesentliches Geburtsrecht. Die Produktivität wird erst in der Balance zwischen offline und online gesteigert“, so Schmiderer. Man könne nicht wie eine Maschine funktionieren, wenn der Mensch von der Konstruktion her mehr eine Pflanze als Maschine sei. Jede Pflanze, die den falschen Einflüssen ausgesetzt sei, werde irgendwann darauf reagieren. Schließlich schloss Monika Schmiderer die erste Keynote mit folgender Botschaft an die Marketeers: „We are creators, leben wir auch so!“
„Es fühlt sich an wie ein Kampf nach Aufmerksamkeit“
Alexandra Stanic (Journalistin und Redaktionsleitung Vice Österreich) teilt die Meinung, dass man dem Internet nicht so viel Platz im persönlichen Leben geben dürfe. Vor allem Instagram schlucke am meisten Zeit. Personen würden sich nach Stanic immer mehr über die Kommentare und Nachrichten definieren, die man auf Postings erhalte. Bleiben die Likes aus und werden nicht die gewünschten Kommentare gepostet, haben viele das
Gefühl, dass man etwas falsch mache. „Die heutige Zeit ist eine Internetkultur, in der man online und offline täglich auf Feedback der anderen hofft. Aber das Problem sind nicht die Apps wie Instagram selbst, sondern vielmehr die Zeit, die man damit verbringt und die Wertigkeit, die man dem Feedback darin zuschreibt“, betonte Stanic. Das große Problem seien die Schnelllebigkeit und der Zeitdruck, es fühle sich an wie ein Kampf um Aufmerksamkeit. Das Internet habe damit einen enormen Einfluss auf die analoge Welt. Ihre Anleitung für ein analoges Leben laute: „Kein Social Media vor 10 Uhr morgens, einmal in der Woche einen Tag lang offline sein und 20 Minuten lang das Konzept des free writing nutzen und sich alles von der Seele schreiben.“ Das, was einen am meisten erfülle, passiere analog.
„Hallo, ich bin Lukas und ich bin süchtig“
Lukas Merl (Leitung Kampagnenmanagement, WienTourismus) begann seine Keynote mit einem Geständnis: „Hallo, ich bin Lukas und ich bin süchtig.“ Das sei ihm in seinem Urlaub auf einer Insel ohne Handyempfang bewusst geworden. Der Tourismus-Experte führte über das Reisen fort: Genießen, Genuss und der Moment an sich sei ein besonderer Wert in der Customer Journey von Touristen, besonders in einer Stadt wie Wien. Jedoch mache ein durchschnittlicher Urlauber mehr Fotos als Urlaub. Der Job von Influencern sei, ständig online zu sein. So wurden sie im Zuge der aktuellen Kampagne von WienTourismus eingeladen, um in Wien Urlaub zu machen. An sich noch nichts ungewöhnliches, jedoch wurden sie dazu angehalten, dies ohne die Benutzung ihres Smartphones zu tun. Der Offline-Urlaub wurde von den Online-Influencern sehr gut aufgenommen – und Erinnerungen konnten mit einer Sofortbildkamera analog festgehalten werden. Einer der ersten Touchpoints und Ziele von TourismusWien sei Inspiration für Touristen zu schaffen. Deshalb habe man kurzerhand diese Idee übernommen und stelle nun in Touristeninformationen Sofortbildkameras zum Ausborgen zur Verfügung. „Man darf jedoch auf keinen Fall den Fortschritt verweigern und alles Digitale verbannen. Es geht vielmehr darum, sich bewusst zu überlegen, ob man nun Social Media nutzt und wofür“, schloss Merl. (red)
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