Experten warnen vor Kontrollverlust
© APA/AFP/Josh Edelson
Stopptaste Apple-Gründer Steve Wozniak und Hunderte weitere KI-Experten fordern eine sechsmonatige Pause bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenzen. Die Zeit solle genutzt werden, um ein Regelwerk für die Technologie zu schaffen.
MARKETING & MEDIA Redaktion 31.03.2023

Experten warnen vor Kontrollverlust

Prominente Vertreter der KI-Branche fordern Moratorium bei der KI-Entwicklung. Die Gefahren seien zu groß.

NEW YORK. „Pause Giant AI Experiments: An Open Letter” betitelt sich der offene Brief der Organisation Future of Life, den Hunderte prominente Akteure im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und Technologie unterzeichnet und am Mittwoch publiziert haben (hier abruf­bar: futureoflife.org/open-letter/pause-giant-ai-experiments). Die KI-Labore werden weltweit dazu aufgefordert, das Training von KI-Systemen für mindestens sechs Monate auszusetzen. Unter den Unterzeichnern finden sich u.a. Autor Yuval Noah Harari, Stuart Russell, Direktor des Center for Intelligent Systems und Mitautor des Standardlehrbuchs „Artificial Intelligence: a Modern Approach”, Elon Musk, CEO von SpaceX, Tesla und Twitter, Steve Wozniak, Mitbegründer von Apple, und mehrere Entwickler von Googles KI-Tochter DeepMind.

In dem Brief stellen die Unterzeichner klar: Systeme, die es mit menschlicher Intelligenz aufnehmen können, stellen eine ernsthafte Bedrohung für Gesellschaft und Menschheit dar: „Sollen wir die Entwicklung eines nichtmenschlichen Verstandes zulassen, der uns überholt, obsolet macht und ersetzt? Sollen wir riskieren, damit unsere Zivilisation zu vernichten? (…)” Das Moratorium solle daher verwendet werden, um eine Reihe von Protokollen zu entwickeln und zu implementieren, um diese leistungsstarken KI-Systeme transparenter und vertrauenswürdiger zu machen.

Unbekannte Risiken

Tatsächlich lassen der derzeitige Hype um ChatGPT und Co. und dessen vergnügliche Anwendungsmöglichkeiten vergessen, dass die tatsächlichen Gefahren im Hintergrund und in der Zukunft lauern. Die eigentliche „Disruption” der Wirtschaft und Gesellschaft, die diese Bezeichnung auch verdient, könnte noch bevorstehen.

Seit der Vorstellung von ChatGPT im November 2022 liefern sich viele Großkonzerne, allen voran Microsoft und Google, ein Rennen um die technologische Vorherrschaft bei KI. Quasi im Wochentakt werden neue Anwendungen vorgestellt Die Technologie, so meinen Experten, ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass selbst die Entwickler ihre Programme nicht mehr verstehen oder wirksam kontrollieren könnten. Insbesondere die Kombination der ohnehin manipulationsfreundlichen Sozialen Medien mit KI-Anwendungen birgt bisher ungekannte Risiken.
Seit gut zwei Jahren arbeitet die EU an einer KI-Regulierung; mit dem Aufkommen sogenannter Generativer KI wie ChatGPT wurde der Prozess von der technischen Entwicklung allerdings bereits überholt.
Der britische Guardian zitierte vergangene Woche Jaron Lanier, Informatiker, Tech-Guru und „Miterfinder” des Internets: „The danger isn’t that AI destroys us. It’s that it drives us insane.” (Die Gefahr besteht nicht darin, dass KI uns zerstört, sondern dass sie uns in den Wahnsinn treibt.) (sb)

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