Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ZIRKELSCHLÜSSE. Am 30. Oktober war (wieder) Equal Pay, der Tag, an dem der in Beschäftigung stehende Durchschnittsmann in Österreich so viel verdient hat wie eine Frau im ganzen Jahr (exkl. Teilzeitbeschäftige). Im Vorjahr fiel er auf den 25. Oktober. Wirklich gravierende Fortschritte, so darf man daraus schließen, wurden diesbezüglich keine gefeiert. Der EPD wird übrigens zweimal pro Jahr begangen: Im Februar würdigte man den invertierten Termin und zelebrierte die bis dahin geleistete weibliche Gratiserwerbstätigkeit.
Ein weiteres interessantes Detail: Der Gender Pay Gap ist in Österreich massiv regionalkoloriert – Vorarlbergerinnen erhalten um 24,7 Prozent weniger Jahreseinkommen als Männer, bei Wienerinnen beträgt der Unterschied lediglich zwölf Prozent.
Anlässlich des Equal Pay Day in Österreich hat APA-Comm die Verteilung von weiblichen und männlichen Vornamen in Beiträgen heimischer Tageszeitungen analysiert. Sie stehen in einem Verhältnis von 29,3 (Frauen) zu 70,7 Prozent (Männer). Am präsentesten zeigen sich, so die Big Data-Auswertung, Frauen in den Bereichen Gesellschaft & Society (48,6 Prozent Frauenanteil), Karriere (45,8 Prozent) und Kunst & Kultur (36,0 Prozent). Am häufigsten genannt wird „Michael”; „Maria” erringt als einziger Frauenname Platz 11 in den Top 20.
Gemeinsam mit Anna (25) und Elisabeth (30) schaffen es im Jahr 2022 drei weibliche Vornamen unter die Top 30 des Landes. Das Ressort „Chronik” wurde, so aus dem Bericht zu erlesen ist, nicht durchleuchtet. Dies schiene auch eher ein Anlassfall für Täter-Opfer-Konstellationsanalysen.
In diesem Sinne, liebe Schwestern, begnügen wir uns allenfalls mit dem Muttertag. Oder dem Internationalen Frauentag, der 2023 die nächste Gelegenheit bietet, die ewige Wiederkehr der ungleichen Einkommensverteilung zu thematisieren. Stillende Männer und die Gegenbewegung zur postmodernen Begrifflichkeit des transexklusiven, radikalen Feminismus heben wir für ein anderes Mal auf.