WIEN. Marco Schreuder (Grüne) ist seit 2020 Obmann-Stellvertreter der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien (WKW), nachdem er von 2017 bis 2020 als Obmann der Fachgruppe vorstand.
Die Aufgabe habe er auch immer gerne gemacht, jedoch wolle er mit der Weitergabe der Funktion jetzt ein klares Zeichen setzen. Denn in den Sitzungen der Fraktionschefs und stellvertretenden Obleute sei ihm aufgefallen, dass die Gremien rein männlich besetzt seien.
„Es liegt an meiner queeren Erziehung, dass ich sehr, sehr sensorische Antennen für die Themen Gleichberechtigung, Gender und Diversity habe.
So habe ich mir irgendwann mal gedacht, eigentlich ist das absolut unstatthaft. Es ist unerträglich, dass ausschließlich Männer in einer Branche dominieren, wo Frauen eine ganz entscheidende Rolle spielen.” Gerade in der Kreativbranche sei die weibliche Perspektive eine ganz enorm wichtige, und auf der Wirtschaftskammerseite würden Männer alleine die Politik besprechen.
Und da er nicht nur fordern wolle, sondern einen Schritt setzen wolle, mache er jetzt einen Schritt zur Seite.
Starke weibliche Stimme
Es sei ihm wichtig, dass die Stimme der Frauen in der Wirtschaftskammer und in der Werbebranche in Wien deutlich sichtbar wird.
Und so habe er Bobby Herrmann-Thurner gefragt, ob sie die stellvertretende Obmannschaft übernehmen könne. „Weil ich sie einfach spannend finde. Sie kommt aus einer anderen Ecke der Kreativbranche, eine, die ganz anders ist als die Agentur-ecke.” Schreuder bleibe in der Fachgruppe im Ausschuss mit einem Mandat vertreten. „Ich stehe Bobby mit allem, was ich zur Verfügung habe, zur Seite, auch mit den Erfahrungen, die ich mittlerweile sammeln konnte”, betont Schreuder.
Nun gelte es, die 14 verschiedenen Berufsgruppen der Fachgruppe mit all der Themenvielfalt, die sich daraus ergibt, weiterhin bestmöglich zu vertreten.
Bobby Herrmann-Thurner ist unter anderem auch als Bloggerin tätig; über diese Tätigkeit sei sie auch zur Wirtschaftskammer Wien gekommen.
Jene, die im Bereich Influencertum, Blogging, und Social Media tätig waren, all jene „Digital Creatives”, hätten keine Anlaufstelle in der WKW gehabt.
Dies habe sich durch Initiative der Grünen in der Zwischenzeit geändert. „Das war damals nicht klar; ich habe mich lautstark beschwert und mir wurde dann gesagt: Bei uns beschwert man sich nicht, bei uns macht man was.” Und so habe sie begonnen, tätig zu werden.
„Diese Branche ist eine wachsende und wichtige Branche. Und daraus erwachsen ja nicht nur YouTuberinnen und Bloggerinnen und Podcasterinnen, sondern einfach der große Bereich Social Media. Ein Bereich, der in der Werbung, in der PR und im Marketing wichtig ist und immer wichtiger wird.
Hier müssen wir uns wirklich überlegen, was es bedeutet, das fair zu honorieren. Das ist ein großes Thema”, schildert Herrmann-Thurner.
Multitalent mit Anspruch
Zudem sei ihr Diversität besonders wichtig. „Ich komme aus dem Bereich der Antigewichtsdiskriminierung, Body Positivity und Fettakzeptanz.”
Sie setze sich für Diversität in der Werbung, Diversität in der Außenwirkung ein – die Diversität der Gesellschaft müsse sich auch in der Werbung und im Marketing widerspiegeln.
Ein weiteres ihrer Anliegen sei es in der Branche, in der unglaublich viele Frauen vertreten sind, für deren Sichtbarkeit zu sorgen. „Die Stimme von Frauen, von diversen Menschen muss einfach stärker gehört werden.”
Und nicht zuletzt sei auch die Klimafrage in der Interessensvertretung entsprechend zu behandeln. (red)