Kommentar ••• Von Gianna Schöneich
VORAHNUNG. Man hätte es ja eigentlich ahnen können, doch dann, ganz unerwartet, wurde vergangenen Mittwoch öffentlich: Russische Drahtzieher hatten nun wohl doch ihre Finger im großen Spiel der US-Präsidentschaftswahl. Facebook vermutet, dass rund 470 Accounts von Russland aus betrieben wurden, die etwa 3.000 Anzeigen schalteten. Thematisiert wurde zwar nicht die Wahl an sich, allerdings Themen wie Spannungen zwischen Ethnien, Einwanderung oder Waffenbesitz. Mark Zuckerberg betonte in der Vergangenheit immer wieder, dass Fake-Nachrichten keinen Einfluss auf die Wahl gehabt hätten. Nein – bestimmt nicht. Mindestens so glaubwürdig wie diese Aussage ist der Newsletter „West Wing Reads”. Kennen Sie den? Das ist der Newsletter des Weißen Hauses. Mehrmals pro Woche erscheint dieser mit den natürlich „besten Geschichten” aus dem Weißen Haus. Kaum zu glauben, die empfohlenen Quellen des Newsletters sind überwiegend rechts bis rechtsextrem, das ergab eine Analyse des Standard mithilfe des Fact-Checking-Projekts „Media Bias/Fact Check”. Unglaublich ist, dass nun herausgefunden wurde, dass hinter scheinbar harmlosen Apps tatsächlich immer wieder Schadsoftwares stecken – wer hätte das gedacht? Zum Glück möchte Google das gemeinsam mit Sicherheitsfirmen ändern. Ganz unerwartet gibt es in Sachen Sicherheit noch weitere Bedenken, welcher man sich annehmen könnte: Am Donnerstag veröffentlichte „Zeit Online”, dass beim Computerprogramm für die deutsche Bundestagswahl am 24. September erhebliche Sicherheitsprobleme vorliegen würden; das vorläufige Wahlergebnis könnte demnach manipuliert werden. Die Überprüfung kommt etwas unerwartet spät – aber sie kommt. Vielleicht höchste Zeit für Österreich, sich auch mal schlau zu machen – allerdings ist bis zum 15. Oktober ja noch einen Monat Zeit. Bis dahin können auf Facebook noch zahlreiche Fake News gelesen und gefälschte Accounts beobachtet werden, oder man greift zum „West Wing Reads” und erfährt wirklich, was in der Welt los ist – nichts, was zu erwarten wäre.