••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. Mit Jahresbeginn 2022 wurde Anna Kalina Mitglied der Geschäftsführung der Wiener PR-Agentur Unique Relations und fokussiert sich vor allem auf die Bereiche der Brand-PR und der digitalen Kommunikation. An der Seite ihres Vaters und Unique Relations-Gründer Josef Kalina widmet sie sich nun neuen Verantwortungsbereichen. medianet sprach mit Anna Kalina und Josef Kalina über die Veränderungen in der Geschäftsleitung der Agentur und die Herausforderungen in der PR-Branche.
medianet: Herr Kalina, mit Ihrer Tochter steigt quasi die nächste Generation in die Agenturführung auf. Wo sehen Sie beide die Vorteile einer eigentümergeführten Agentur im Vergleich zum Netzwerk?
Josef Kalina: Das liegt klar auf der Hand: Wir laufen ums eigene Leiberl, unzufriedene Kunden können wir uns nicht einmal kurz leisten. Aber Unique Relations ist als Strategies Partner auch in eines der größten globalen Netzwerke, Hill+Knowlton, eingebettet und hat so auch Zugang zu den jeweils neuesten Innovationen der Branche.
Anna Kalina: Ich sehe das ähnlich, wir haben zum einen als eigentümergeführten Agentur flache Hierarchien und sind stark verankert am lokalen Markt. Zum anderen können wir durch Hill+Knowlton auf ein globales Netzwerk zurückgreifen und unser Kundenportfolio auch in diese Richtung erweitern. Ein klassisches Beispiel ist unser Neukunde Reckitt, den wir mit den Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und der Schweiz gewinnen konnten.
medianet: Frau Kalina, Sie haben quasi alle Ebenen der Agentur durchlaufen und sind nun Teil des Managements. Was wird sich dadurch verändern und welche neuen Aspekte bringen Sie ein?
Anna Kalina: Ich freue mich auf den neuen Verantwortungsbereich und meine neue Aufgabe. Innerhalb der Agentur wird die Führung dadurch verjüngt und zugleich die Kompetenz erweitert. Mein Fokus liegt besonders darauf, Corporate Communication und Brand-PR mit innovativen digitalen Lösungen zusammenzubringen und so den Erfolg unserer Kunden und letztendlich der Agentur weiter voranzutreiben. Unser gemeinsames Ziel ist es, Corporate und Brand PR stärker zu verankern und vor allem nach außen hin stärker zu vertreten.
medianet: Wenn wir zur Branche an sich kommen: Bei den Medienmachern verändern Facebook, Google & nachhaltig die Branche. Welche Disruption findet in der PR-Branche statt?
Anna Kalina: Die langfristige Planung wird immer schwieriger, daher planen wir für die meisten Kunden in Kampagnenzyklen und können hier somit kurzfristiger agieren. Aber auch bei Kampagnen steht weiterhin eine gute Story im Mittelpunkt.
Josef Kalina: Da kann ich Anna nur Recht geben – wir erzählen Geschichten, aber nicht für unsere Kunden, sondern für Medienkonsumenten. Was auch immer wichtiger wird, ist das Netzwerk der Agentur zu den Medien. Durch unsere thematisch breite Aufstellung – da wir für Kunden aus den verschiedensten Bereichen tätig sind – haben wir auch ein entsprechend breites Medien-Netzwerk zu Chefredakteurinnen und Chefredakteure, Bereichsleitern und den vielen Redakteurinnen und Redakteuren. Das ist ein starkes Asset, das auch in Zukunft wichtig sein wird.
medianet: Die PR-Branche in Österreich ist stark von EPU geprägt. Die Krise 2008/09 hat diesen Trend verstärkt mit sicherlich entsprechender Preisentwicklung. Wie stellt man sich dieser Entwicklung als etablierte Agentur entgegen?
Josef Kalina: Da reden wir über zwei verschiedene Ligen. Die meisten Kunden, die wir betreuen, wären für ein EPU um mehrere Nummern zu groß, unsere Teams bestehen meist aus drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Levels. Wir haben zudem seit Langem in all unseren längerfristigen Verträgen Indexanpassungsklauseln verankert. Herausfordernd ist es sicher bei dem einen oder anderen Einzelprojekt, aber Spitzenleistung und Zufriedenheit hat eben auch ihren Preis, und bei Dumping machen wir nicht mit, weil wir ja unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nicht dumpen können oder wollen.
medianet: Herr Kalina, für jemand mit Polit-Erfahrung: Für wen ist es schwerer, PR zu machen – für ein Unternehmen oder eine Partei in der Krise?
Josef Kalina: Das sind völlig verschiedene Felder. In der Politik finden Sie de facto jeden Tag aufs Neue einen Abnehmer für Ihre Botschaften, weil die Medien das selbst weitertreiben. Das ist in der Wirtschaft völlig anders und das ist auch gut so. Für Krisenfälle gelten aber genau dieselben Regeln: zuerst alle Informationen intern auf den Tisch, dann Lage sondieren und dann gibt es nur eine Sprecherin bzw. einen Sprecher. Damit tut sich dann aber wieder die Politik viel schwerer.
medianet: Und nun noch eine Frage zum Schluss: Mit dem Aufkommen der vielen neuen Kanäle – wo beginnt und wo hört PR für Sie beide auf?
Anna Kalina: In Österreich ist das Silodenken stark verankert – jeder denkt an seine Disziplin. Aus meiner Sicht macht diese Trennung jedoch keinen Sinn, für richtig großen Erfolg braucht es ein großes Gemeinsames. Und das wird auch sichtbar, wenn man international prämierte Kampagnen betrachtet: Wenn die Bereiche wie Marketing, Event, Werbung und PR übergreifend zusammenarbeiten, resultiert das in großartigen Erfolgen.
Josef Kalina: Wir betrachten uns als verlängerte Werkbank der Journalisten. Wir liefern verlässlich gute Geschichten und achten dabei stets auf Ehrlichkeit und Transparenz.