Gesprächsstoff
© ORF/Thomas Ramstorfer
MARKETING & MEDIA Redaktion 14.07.2023

Gesprächsstoff

Ab dem 7. August bittet Susanne Schnabl heimische Spitzenpolitiker im Parlament zum ORF-„Sommergespräch”.

••• Von Dinko Fejzuli

Susanne Schnabl führt durch die ORF-„Sommergespräche” 2023, Schauplatz ist dabei erstmals das neu gestaltete Parlament. Die vielfach ausgezeichnete Journalistin und „Report”-Präsentatorin ist damit nach 2016 zum zweiten Mal Gastgeberin der Sendung, die seit bereits 42 Jahren die innenpolitische Diskussion im Sommer dominiert. Die „Sommergespräche ’23” mit den Parteichefs bzw. der Parteichefin der im Parlament vertretenen Fraktionen sind heuer vom 7. August bis zum 4. September immer montags um 21.05 Uhr in ORF 2 zu sehen.

medianet bat die ORF-Journalistin aus gegebenem Anlass um einige Antworten.


medianet:
Frau Schnabl, nach 2016 führen Sie nun zum zweiten Mal durch die ORF-‚Sommergespräche'. Banale, aber wichtige Frage dazu: Für wen sind die ‚Sommergespräche'? Wer ist das Publikum?
Susanne Schnabl: Für hoffentlich ganz viele, denn es geht darum, in die Breite zu gehen und all jene zu erreichen, die von der Politik betroffen sind.

medianet:
Viele, die betroffen wären, haben sich aber, was deren Informationskonsum angeht, in ihre Bubbles und Twitter-Kanäle zurückgezogen …
Schnabl: Das ist ein wichtiger Aspekt, denn auch um diese Menschen geht es, mit all ihren unterschiedlichen Interessen. Die wollen wir genauso erreichen. Letztendlich ist das quasi die Quadratur des Kreises, die hier gelingen soll, indem man Antworten auf Fragen von den Gesprächspartnern erhält, nach denen die Menschen suchen …

medianet:
… die da wären?
Schnabl: Es geht um aktuell brennende Fragen, die wir in den letzten zehn Jahren nicht hatten, nämlich eine Palette von Herausforderungen – von der Inflation und Teuerung bis hin zur Klimakrise. Wir wollen in den ‚Sommergesprächen' nach den Konzepten fragen, denn nach gut drei Jahren Krise wissen wir, was nicht funktioniert, und hier suchen die Zuschauerinnen und Zuschauer nach Antworten. Es geht also darum, zu erfahren, wohin soll das Land, denn ein bisschen Wahlkampf liegt ja auch schon in der Luft.

medianet:
In einer Vorankündigung konnten wir lesen, dass es Ihnen darum geht, mit den Politikerinnen und Politikern Gespräche zu führen. Wie kann so ein Gespräch mit politisch Verantwortlichen aussehen, ohne dass es ins Unverbindliche abgleitet?
Schnabl: Es wird keine Plauderei, sondern ein gesellschaftspolitisches und eben politisches Gespräch, wo ich selbstverständlich kritisch nachfragen werde. Generell nutzen wir das Format, in dem die Gesprächspartner einen Gedanken ausformulieren können, ohne allzu großen Zeitdruck, wobei wir natürlich auch kein stundenlanger Podcast sind. Am Ende soll das ganz große Bild gezeichnet werden können. Wir wollen aus dem daily news cycle rauskommen, und dafür sind die ‚Sommergespräche' das richtige Format.

medianet:
Wären Sie für einen Live-Faktencheck, um die Politikerinnen und Politiker mit nicht ganz richtigen Aussagen noch während des Gesprächs zu konfrontieren?
Schnabl: Dann wäre es kein Gespräch, sondern ein Hardcore-Interview unter Zeitdruck, welches ja absolut seine Berechtigung hat, aber hierfür eben das falsche Format wäre. Und Sie dürfen nicht vergessen, es gibt ja etliche Sendungsgefäße, wo genau das passiert, wo es Analysen gibt, und die beim Publikum erfolgreiche ‚ZIB2' nach den ‚Sommergesprächen', wo genau das passiert.

medianet: Wie bereiten Sie sich selbst auf die ‚Sommergespräche' vor?
Schnabl: Ich bin sehr akribisch, und es ist tatsächlich viel Arbeit, wobei 90 Prozent dieser Arbeit hinter der Kamera passieren und zehn Prozent vor der Kamera.

medianet:
Die Gespräche finden heuer erstmals im Parlament statt. Welche Auswirkung könnte das auf das Format haben?
Schnabl: Das österreichische Parlament ist jener Ort, wo bestimmt wird, wie wir alle leben. Das wird sicher ins Gespräch einfließen. Wir sind dort quasi ganz nah am Herzen der Demokratie.

medianet:
Bleiben wir beim Format an sich – früher gab es nur FS1 und FS2, während heute den Menschen sehr viele Informationsquellen zur Verfügung stehen. Welche Rolle, glauben Sie, spielen da die ORF-Sommergespräche' noch?
Schnabl: Ich glaube eine ganz wesentliche. Wir tun alles, um sicherzustellen, dass sich die Menschen eine eigene Meinung bilden können; durch verschiedene Perspektiven, die wir auf ein Thema bieten, und auch wie wir uns ­diesem Thema journalistisch nähern.

medianet:
Sind sie eigentlich mit einem der Gesprächspartner per Du?
Schnabl: Ich bin mit niemand, der politisch tätig ist, per Du. Das ist so, weil es sich weder ergeben hat noch ergeben würde …

medianet:
… was auf dem kleinen österreichischen und dem noch kleineren Wiener Parkett ja fast ein Kunststück ist …
Schnabl: Für manche schon, für mich aber nicht. Wenn man sachlich professionell seinen Job macht, kommt man auch so ganz gut durch. Und ich muss Ihnen auch sagen, ich hatte auch nie das Bedürfnis, mit Politikerinnen und Politikern per Du zu sein.

medianet: Kommen wir am Schluss des Gesprächs zur Journalistin und zum Menschen Susanne Schnabl. Sie sind seit 21 Jahren in vielen verschiedenen Positionen für den ORF tätig. Welche war Ihnen bisher die liebste?
Schnabl: Das mag jetzt fad klingen, aber mir ging es immer um den Inhalt. Ö1 war sicher eine gute Schule, das ‚Mittagsjournal', diese eine Stunde Information, war sicher prägend. Der Wechsel zum TV, also das Hinzukommen der visuellen Komponente, war dann nochmals sehr spannend. Denn ein Bericht von einem Parteitag ist durch die Bilder und Atmosphäre noch einmal aussagekräftiger.

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