Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
PANORAMA. Der Tübinger Krisenfrühwarn-Experte A3M liefert einen „skurrilen Rückblick auf ein Jahr Corona-Pandemie” in diversen Ländern: Rauchverbote in Thailand, Drohnen-Desinfektion für Autobahnen in den Vereinigten Arabischen Emiraten; in Georgien ließ man den Fußboden öffentlicher Plätze auf Hochglanz polieren, in Turkmenistan wurde, wie fast überall anders auch, ein Mund-Nasenschutz empfohlen – allerdings gegen Staub, nicht gegen das Virus. Das Land bezeichnete sich lange Zeit als coronafrei. Der tansanische Staatspräsident John Magufuli empfahl Gebete und Dampfbäder statt Hygiene und Impfung; dann erkrankte er und verstarb, an einer „Herzattacke”. Panama führte, eine andere Ausprägung des Lockdowns, außerhalb der eigenen vier Wände eine flächendeckende Geschlechtertrennung ein. Usbekistan versprach – eine Maßnahme der Tourismusförderung – allen Reisenden 3.000 US-Dollar, sollten sich diese im Land mit Covid-19 anstecken.
Deutschland, schreiben die Autoren, habe mit Begriffsneuschöpfungen wie „Lockdown Light”, „Wellenbrecher-Lockdown”, „Osterruhe” und „Bundesnotbremse” aufhorchen lassen. Nun, darüber könnte man jetzt diskutieren …
Ich ergänze gern: In Österreich leitet ein auf Erektionsprobleme spezialisierter Urologe ein PCR-Testlabor. Die spukhafte Immunität heimischer Kinder hielt weltweit die Wissenschaftsgemeinde in Atem – und eine Oppositionspartei entdeckte das Wählerpotenzial der Corona-Schwurbel-Community.
Am Mittwoch wurde wieder der von den Science Busters ins Leben gerufene Heinz-Oberhummer-Award verliehen – an den prominenten deutschen Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité. Sein Podcast sei eine „wichtige nicht-pharmazeutische Maßnahme” im Pandemieverlauf gewesen. Zitat Drosten: „Du kannst dich Jahrzehnte mit universitärer Forschung zum Thema beschäftigen und bist mit der globalen Wissenschaft vernetzt. Aber Günther aus Bottrop klickt 30 Sekunden durch Facebook und weiß es besser.”