Hier online first, dort Online-Frust
MARKETING & MEDIA Redaktion 28.04.2023

Hier online first, dort Online-Frust

Der ORF darf digital und online deutlich mehr – private Medienvertreter schlagen nun Alarm.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

VERSCHLIMMBESSERUNG. Der ORF muss künftig Beiträge in der TVthek nicht nach sieben Tagen löschen. Das ist eine gute Nachricht, und selbst die Vertreter der Privatsender hatten nie etwas dagegen, diese Regelung aufzuheben.

Ansonsten haben sowohl die Privatsender als auch die Zeitungsherausgeber wenig Freude mit all dem, was der ORF sonst noch so digital darf: Von online first, über online only, mehr digitaler Content für seinen Social Media-Auftritt, und auch auf ORF.at, wo die Textbeiträge auf 350 pro Woche limitiert werden, darf er, wenn der ­Schlüssel 30%/70% stimmt, knapp 800 Video- bzw. Digitalbeiträge bringen.

Die Jungen konsumieren wie?

Interessant fand ich dabei die Begründung der Medienministerin, warum die Begrenzung beim Text gilt. Sie meint sinngemäß, hier wolle man – wenn es um den Medienkonsum der Jungen geht – den Zeitungen die Möglichkeit lassen, dass dieser Konsum eben dort passiert und nicht auf der Plattform ORF.at.

Diese Begründung ist mehr als erstaunlich, denn nicht nur, aber vor allem die Jugend konsumiert gerne Medieninhalte, die mit Bewegtbild und Audio angereichert sind; und den finden sie künftig noch mehr auf ORF.at.
Ich bin nicht sicher, ob das Absicht war, oder ob der Politik hier schon wieder was passiert ist.

Nachhaltiger Schaden

Ansonsten wurde gestern das Ende der Wiener Zeitung beschlossen. Dass gerade eine Regierung, an der die Grünen beteiligt sind, die im Jahre 1703 als Wiennerisches Diarium gegründete Zeitung zu Grabe trägt, ist besonders ironisch. Aber die Grünen werden schon wissen, was sie tun – hoffe ich.

Denn meine Befürchtung ist, dass sie es eben genau nicht wissen, denn sonst würden sie nicht auch noch den Beschluss mittragen, dass sich künftig die Regierung quasi persönlich um die Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten kümmern darf. Noch so ein Sündenfall dieser Regierung.

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