Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
BRIEFING. Wieder ist es passiert: Der Kanzler hat, nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, er habe auf Kosten einer Unternehmerin, die ihrerseits wiederum an die ÖVP gespendet habe, einen Urlaub verbracht, zu einem „Hintergrundgespräch” mit ausgewählten Medien geladen, um seine Sicht der Dinge darzulegen. Das darf er.
Es darf aber auch gefragt werden, ob dadurch nicht der Eindruck entsteht, dass es ihm wichtig war, unter Umständen fast nur solche Medien einzuladen, von denen er sich eventuell erhoffen könne, dass sie eher geneigt seien, seine Sicht der Dinge darzulegen, und andere Sichtweisen nicht.
Nur die anderen dürfen nichts weitergeben
Konkret ging es um das Onlinemedium Zack Zack und dessen Chefredakteur, der den Verdacht des Gratisurlaubs für den Kanzler geäußert haben soll und dem der Kanzler nun entgegentreten wollte. Und tatsächlich las man prompt in einem eingeladenen Medien etwas von „Dirty Campaigning”.
Interessant an der Sache ist übrigens auch, dass die eingeladenen Medien kurz nach dem exklusiven Hintergrundgespräch im Besitz des betreffenden Einvernahmeprotokolls des Zack Zack-Chefredakteurs waren und daraus zitieren konnten. Nun stellt sich die Frage, woher sie diese Protokolle haben?
Diese Frage ist ja deshalb relevant, weil die Kanzlerpartei es gern sehen würde, wenn solche Dinge nicht mehr in Medien landen würden.
Selektive Hintergrundgespräche boykottieren?
Und nun die Frage, ob man als Eingeladener zu einem Hintergrundgespräch nicht hingehen soll – aus Solidarität mit anderen –, wenn offensichtlich ist, dass es eben keine Pressekonferenz ist, nur um gewisse Medien auszusperren?
Nein, muss man nicht, man muss aber auch nicht, wie es der Chefredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten, Gerhard Mandlbauer, in einem APA-Talk treffende formulierte, das dort Gesagte einfach „nachplappern”, sondern es prüfen, werten und einordnen. Also genau das tun, was man als kritischer Journalist machen muss.