Ich seh, ich seh, was du nicht siehst
MARKETING & MEDIA Redaktion 19.08.2022

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst

Oder warum etwa Dinge wie eine „alternative Wahrheit” plötzlich salonfähig geworden sind.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

HORIZONTERWEITERUNG. Medizinerinnen und Mediziner, die öffentlich und leider vor ­allem auch öffentlichkeitswirksam behaupten, es gäbe kein Corona oder zumindest, die Impfung sei wirkungslos, wissenschaftliche Experten, die faktenbasierte Ergebnisse der eigenen Wissenschaft öffentlich infrage stellen, Politikerinnen und Politiker, die unwidersprochen ebenfalls auf Fakten basierende Politik etwa einer Regierung als Handlungen irgendwelcher dunkler Mächte darstellen, und vor allem manche Medien, die ebenfalls faktenbefreit im besten Fall wissenschaftlichen Unsinn, im schlimmsten Fall demokratiezersetzende Verschwörungstheorien breitenwirksam verbreiten – all das hat uns dorthin gebracht, wo wir heute sind.

Die von mir oben aufgezählen Dinge haben alle eines gemeinsam: Sie beruhen auf einem verantwortungslosen Handeln und denken nicht an die möglichen Folgen, die durch das Netz weiter befeuert werden.

Es ist nämlich gar nicht so schwer vorherzu­sehen, was dann passiert: Wer erinnert sich noch an den Ausspruch des damaligen bayrischen CSU-Übervaters Franz Josef Strauß von 1987, als die rechten Republikaner immer mehr an Bedeutung gewannen: „Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben.”

Quasi frei nach dem Motto, „If you can’t beat them, eat them” hat die CSU seither alles getan, um jene Wählerinnen und Wähler, die weiter rechts als die CSU stehen, mit einer inhaltlichen „Erweiterung” ihres eigenen politischen Programms zurückzuholen – zum Schaden für die Demokratie.
Dass solche Dinge nur bedingt ein ohnedies zweifelhaftes Erfolgsrezept sind, zeigt sich im Osten der deutschen Republik – nämlich, dass es immer jemanden geben wird, der noch lauter, noch schriller und noch extremer ist als man selbst, und so hat sich in den sogenannten neuen Bundesländern mittlerweile die AfD etabliert.

Ich fürchte, sie werden nicht die letzte „Erweiterung” einer „demokratisch legitimierten Partei” gewesen sein.

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