„Ihr schreibt die Branche nieder”
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 02.03.2018

„Ihr schreibt die Branche nieder”

Diesen Vorwurf hören wir Medienjournalisten sehr oft – ein Versuch eines zweiten Blickwinkels.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

ZAHLENSPIELE. „Ich kenne keine Branche, die sich selbst so niederschreibt wie die Medienbranche”, ist nur einer der Vorwürfe, die man sich als Medienjournalist immer wieder anhören muss.

Seit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 und den Jahren danach beschäftigt uns in der eigenen Branche no na auch deren, also unsere eigene, Situation.
Wenn irgendwo eine Zeitung eingestellt wird, Budgets sinken oder gar Mitarbeiter abgebaut werden müssen, dann hinterlässt das Spuren, die sich vermutlich auch in der eigenen thematischen Fokussierung wiederfinden. Betriebsblindheit und Tunnelblick nennen es die einen, ich nenne es die Realität darstellen, so wie sie ist.
Wenn bei der ÖAK die Zahlen von Veröffentlichung zu Veröffentlichung runtergehen, dann ist es selbstverständlich legitim, darüber zu schreiben. Wir sind nun mal Medienjournalisten und berichten nicht über die Lage am weltweiten Thunfischmarkt, sondern wie sich die Medienmärkte, die Werbebudgets und der unübersehbare Shift weg von Print hin zu Digital entwickeln. Und wer nicht glaubt, dass es diesen Shift gibt, möge sich einfach entsprechende Statistiken ansehen.
Aber genau hier sollte man, und das tun wir auch, es wird nur manchmal nicht bemerkt, darüber schreiben, dass es Weltkonzerne gibt, die ihre kompletten Etats aus Online wieder abziehen, weil sie genug von Bots, Fake-Usern und bezahlter, aber nie gesehener Werbung haben.
Und dann sollte man auch einen Blick auf die eigene Branche werfen und da wird man erkennen, dass es, wie schon eingangs erwähnt, durchaus sinkende Kennzahlen für Print gibt, es aber gleichzeitig mittlerweile etliche digitale Initiativen etwa in Richtung ePaper, gibt, deren Erfolg sich nicht mit am Kiosk verkauften Stückeinheiten messen lässt.
Und diese Erfolge müssen und werden wir künftig noch mehr vor den Vorhang holen, denn sie zeigen, dass es neben (übrigens im internationalen Vergleich noch sehr verträglichen) Rückgängen auch etliche Content-Pflänzchen gibt, die gerade erst zu wachsen beginnen.

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