WIEN. Die größte Stärke des stationären Handels ist der persönliche Kontakt mit seinen Kunden. Wer diesen Dialog aufnimmt und konsequent mit Geschichten und Emotionen belebt, wird in Zukunft bestehen können. Ebenso werden sich Immobilienentwickler künftig auf diese Strategie einlassen müssen und Erlebnisse für ihre Käufer und Mieter bieten.
Das war die Conclusio des diesjährigen „Dialogs der Wissen schaf[f]t”, der vergangene Woche im Technologiezentrum in aspern Die Seestadt Wiens stattfand. Unter dem Titel „Clash of Marketing Strategies” fanden sich auf Einladung der Initiatoren (DMVÖ – Dialog Marketing Verband Österreich und WWG Forum Marketing) hochkarätige Speaker und zahlreiche Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft zum Erfahrungsaustausch und zum Blick in die Zukunft zusammen.
Alles „erleben”
„Mehr Erlebnis pro Quadratmeter” – mit dieser Formel bringt Nicole Srock.Stanley, Gründerin und Geschäftsführerin der Kreativagentur dan pearlman Berlin, die Herausforderung für den stationären Handel auf den Punkt. „Shoppen ist weit mehr als Bedarfsdeckung. Es ist ein Teil unserer Freizeitgestaltung und in dieser ‚freien Zeit', von der wir ja alle gefühlt zu wenig haben, wollen wir etwas erleben. Der stationäre Handel muss emotionalisieren und Geschichten erzählen”, erklärte Srock.Stanley beim Dialog der Wissen schaf[f]t.
Als Vorbild könnten etwa Themenparks dienen. So erreiche man Kundenbindung. Kuratierte Concept Stores und „begreifbare” Erlebnisse seien der Schlüssel zum Erfolg.
Einkaufsstraßen sollten den richtigen Branchenmix haben. Die Seestadt könne hierfür Modell stehen: „Die gemanagte Einkaufsstraße in aspern ist die Zukunft der Nahversorgung. Die Anwohner finden in ihrer unmittelbaren Umgebung alle Geschäfte des täglichen Bedarfs. Gastronomiebetriebe komplettieren das Angebot.”
Handel + Erlebnis = Erfolg
Die Entscheidung, ob etwas gekauft wird, ist komplexer und erlebnisorientierter geworden. Was zähle, sei nicht nur das Warenangebot, sondern die Customer Experience, erklärte auch Dieter Scharitzer, Ass. Prof an der WU Wien. Händler wie Immobilienentwickler müssten Mehrwert für ihre Kunden kreieren: mit attraktiven Handelsflächen, zusätzlichen Dienstleistungen wie Restaurants und Entertainmentangeboten. Die Seestadt zeichne sich durch durchdachte Planung aus.
„Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz, die Gestaltung des Areals mit umfangreichen Grünflächen und Freizeitmöglichkeiten sowie die gemanagte Einkaufsstraße, die die Nahversorgung sichert, sind nur einige Punkte, die den Standort für Bewohner wie für Betriebe attraktiv machen”, erklärte Scharitzer.
Hania Bomba, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens RegioPlan, fasste auf dem Podium zusammen: „Wir wissen jetzt noch nicht, wie der Handel in 15 Jahren aussehen wird. Klar ist aber, dass wir uns immer stärker an den Bedürfnissen des Kunden orientieren müssen, da der Wettbewerb weiter zunehmen wird. Nur wer seine Kunden genau kennt, die sich ständig ändernden Anforderungen erfüllt und im laufenden Dialog bleibt, kann sich im Wettbewerb behaupten.” (red)