Jetzt ist schon wieder was passiert
MARKETING & MEDIA Redaktion 30.10.2020

Jetzt ist schon wieder was passiert

Nächster Akt im Karikaturenstreit – und warum „Was darf Satire?” ein Widerspruch in sich ist.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

SKIZZIERT. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wieder einmal ist ein Karikaturenstreit in vollem Gange. Wobei, „Streit” ist vielleicht keine akkurate Bezeichnung für Differenzen, die darin münden, dass Menschen deswegen erschossen, erstochen, geköpft werden.

2005 hatte das dänische Blatt Jyllands-Posten mit einem Dutzend Mohammed-Karikaturen den Zorn der islamischen Welt auf sich gezogen. Die französische Wochenzeitung Charlie Hebdo provozierte in den Jahren davor und danach einmal zu viel. 2015 starb ein Großteil der Redaktion bei einem Terroranschlag. Sie waren nicht die ersten und werden nicht die letzten sein.

„Religionen verdienen wie alle anderen Ideen Kritik, Satire und auch furchtlose Respektlosigkeit”, kleidete der britische Autor Salman Rush­die damals sein persönliches „Je suis Charlie” in geschliffene Worte. Aber auch Rushdie ist ein gebranntes Kind.
Und jetzt ist wieder was passiert: Die Türkei kündigt nach der Veröffentlichung einer Karikatur von Präsident Erdogan in Charlie Hebdo juristische und diplomatische Schritte an. Gegen die „niederträchtige Karikatur” würden die „notwendigen” Maßnahmen ergriffen. Der französische Präsident Emmanuel Macron verteidigt die Veröffentlichung der Karikaturen energisch.

Die Frage „was darf Satire?” kann man sich in diesem Kontext ersparen. Denn: Was ist Satire? Eine Kunstgattung, die „durch Übertreibung, Ironie und Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, ­Zustände anprangert, mit scharfem Witz ­geißelt” (© ­Duden). Wer diskutiert, was sie darf, muss sie abschaffen. Religiöse Gebote gelten für Angehörige der jeweiligen Religionsgemeinschaft. Gesetzesbruch regelt das Strafrecht.

Über Geschmack hingegen kann man streiten. Die FAZ zitierte dazu einmal den britischen Kolumnisten Taki Theodoracopulos: „Insults are fine, as long as you’re making a point. But if insults and expletives are all you have, find another cocktail party.”

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